KOSMETIK

Ein bißchen ging mir schon der Hut, als ich gestern zu meinem ersten Kosmetiktermin aufgebrochen bin. Mußte aber dringend sein, denn mit Gesichtsreinigung allein kommt man hier, dank des Drecks in der Luft, auf Dauer nicht weiter.

Im Grunde läufts wie bei uns: reinigen – peelen – bedampfen – ausreinigen – desinfizieren – massieren – maskieren – waschen – pflegen – und auf Wunsch: zupfen. Nach 2 Stunden war die Sache erledigt und meine Haut war um gefühlte 15 Sälbchen und Tinkturen reicher.

Bis dahin alles fein.

Hattet ihr schon mal eine Anti-Age-Behandlung? Die Kosemtikerin meinte, das täte Not … Grummel … aber wo se recht hat. Ich kannte das bisher noch nicht, daher kann ich nicht sagen, ob üblicherweise ein elektrischer Pol in den Nacken gelegt wird, ich nehme mal an die Erdung, um dann mit einem zweiten elektrischen Ding die Falten zu massieren???

Das hat beides ordentlich gebizzelt und ich sah meine Haut schon im Auflösungsprozess begriffen. Die Haut im Gesicht war bis zum Abend schwerst nervös, aber hats überlebt. Dafür habe ich jetzt, neben den Falten, an denen man keine wirkliche Veränderung feststellen konnte, ein kleines, rundes Elektro-Schmormal im Nacken.

Die haben da auch noch Anti-Cellulite- und Antifettbespassung. Ohne mich! pe

HALLO LEUTE

Ich bin’s, Jo(chen), mit ein paar Gedanken zu dieser Stadt, die unser Zuhause in den nächsten Jahren sein wird.

São Paulo, Megacity oder Moloch? Einerseits andererseits? Geht das überhaupt oder ist São Paulo nur ein zum Scheitern verurteilter Versuch? Sozusagen die Quadratur des Kreises? Die Anforderung moderne Urbanität und die schiere Masse Mensch zu vereinen, scheint in São Paulo immer kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, aber dann funktioniert es irgendwie doch, bis auf wenige Ausnahmen. Von einigen Phänomenen dieser erstaunlichen Funktionalität im Chaos hat die Peti im Block schon berichtet, weitere Beschreibungen werden von uns folgen. jo

STREET ART

Pinheiros und Villa Madaleina sind eine wahre Fundgrube in Sachen Street Art. Habe meine Hemmungen, mit gezückter Kamera durch die Straßen zu gehen, mittlerweile ad Acta gelegt. Es macht auch gar keinen Sinn, sie wegzuräumen, denn alle paar Meter kommt was Neues, Spannendes an den Wänden.

São Paulo hat sich, aufgrund des positiven Feedbacks auf diese Art der Kunst, als Graffiti-Hochburg einen Namen gemacht und viele der Künstler stellen bereits international aus. Damit ist das Sprühen hier im Großen und Ganzen legalisiert – gute Sache!

Wenns euch interessiert, gebt mal im Internet „Street Art in São Paulo“ ein – da findet ihr reichlich Info und Bildmaterial. Oder schaut ab und zu in unsere Galerie Street Art, da poste ich regelmäßig neue Fundstücke. So wie jetzt 😉 pe

WINTERSPIELE

Ca. 180 km von São Paulo entfernt liegt auf 1.700 Metern das malerische Städtchen Campos do Jordao. Dort ist es, wo alljährlich der Paulistano Winter spielt. Es muß sich ja auch lohnen, Pelze, dicke Pullis, Schals und Mützen zu kaufen!

Demzufolge ist Campus do Jordao architektonisch schweizer-  oder österreichischen Alpendörfern nachempfunden: Fachwerk, hübsche Giebel, Zierbalkone und jede Menge Schnitzereien. Und um den winterlichen Eindruck zu komplettieren, gibt es überall Fondue, Raclette und die beliebte heiße Schokolade – sprich „schokolatschie kentschie“, auf Wunsch mit Schuß.

Das alles bei ungefähr 20 Grad. Auweia! So dachten wir auch, aber da aufgrund eines langen Wochenendes dank Feiertag  an der Küste angeblich die Hölle los sein sollte, haben wir beschlossen, uns antizyklisch zu verhalten und ins Landesinnere zu fahren, um uns das mal anzuschaun.

Es war auch dort die Hölle los und mit Ach und Krach und viel Gekurve haben wir leztendlich nach 5 Stunden Fahrt (3 Stunden regulär inklusive Stau / 2 Stunden Hotelsuche) die sehr schöne kleine Pousada Benevento etwas außerhalb gefunden.

Abends mußte dann der Klassiker her: Fondue (das dann ein Raclette war) im angesagtesten Laden des Ortes: Baden-Baden mit eigener Brauerei und einer deutsch-alpinen-brasilianischen Küche. Wir haben uns nach anfänglichem Unbehagen prächtig amüsiert! Anders lässt es sich wohl auch kaum aushalten.

Die Paulistanos hingegen meinen das ernst! Dresscode Damen: Dicker Rollkragenpulli, knallenge Hose und hohe Winterstiefel, gerne auch Handschuhe oder Mütze. Die Herren geben sich sportlich alpin.

Daher am nächsten Tag: Flucht und raus in die Natur – wenn schon Berge, dann wandern. Der Brasilianer wandert nicht soooo gerne – besser ist es, direkt mit dem Auto an den Ort des Geschehens zu fahren – warum anstrengen, wenn es auch anders geht uns man mit 80 Sachen über Bergpisten brettern kann? Ergo haben wir das mit dem Wandern gelassen – jeder Weg, den wir ausprobiert haben, führte nur zur nächsten Sendemaststation und dann Sackgasse – und sind auch mit dem Auto ganz nach vorn gefahren.

Das Resultat war am nächsten Tag ein Aufenthalt in einer Autowerkstatt, weil wir uns eine ordentlich Schraube in den Reifen getrieben haben. Von geplatzten, zerschlitzen oder platten Reifen lebt dort übrigens eine ganze Branche 😉

Die Tour war dennoch sehr schön. Ziel war der Pedro do Bau, ein cooler Berg etwa 20 km von C.d.J. entfernt. Hin ging es über Serpentinen durch den Mata Atlantica – also den „Urwald“, zurück dann durch ein hügeliges Gebiet, das von Gauchos bewohnt und bewirtet wird mit dem kleinen Ort São Bento do Sapucai im Zentrum.

Dahin werden wir das nächste Mal fahren – Gegend, Ort sowie „Cowboys“ fanden wir einfach nur klasse. Ein bißchen Texas in Brasilien, aber ursprünglich, da die Menschen dort, dereinst Bauern aus Argentinien bzw. Chile ihre traditionellen Jobs ausüben: Pferdezucht, Rinderzucht und Ackerbau (hier Bananen – weiter westlich Richtung Minas Gerais Kaffee). Keine „Cowboy-Spiele“, wobei man das dort sicher auch ganz toll kann – wir werden berichten 😉 pe

CONTAINER

Übermorgen wird unser Container in Antwerpen auf die MSC Laura gehievt und ab geht’s über den Ozean. Das Schiff läuft am 06. Oktober in Santos ein (In shalah ;-)) und dann liegt es am Gutdünken der dortigen Zollbehörde (und an der Vollständigkeit unserer Papiere), wann die Fracht nach São Paulo weitergeleitet wird.

Es ist wirklich unglaublich, wie aufwändig so ein „kleiner“ Umzug in ein anderes Land ist. Oder liegt es an der Bürokratie hier in Brasilien? Jedenfalls braucht man: Die gültige CPF (Steuernummer), einen Ausweis (Carteira), der bestätigt, dass man eine Aufenthaltsgenehmigung hat, die Dienstpässe, die Dienstbescheinigung, Geburts-und Heiratsurkunden, vollständige Listen der Umzugsgüter, der Versicherungen und den Vertrag über den Umzug, Erklärungen über die Beschaffenheit der Lieferadresse und fast alles davon beglaubigt und in portugisischer Übersetzung. Habe ich noch was vergessen? Kann sein 😉

Die Beschaffung dieser Dokumente hat Jo, Ilse von der Schule, Giselle von der Umzugsbehörde in Santos und mich die letzten Wochen ordentlich in Atem gehalten. Vor allem das Thema Carteira, denn es war lange fraglich, ob und wann dieses Dokument ausgestellt wird. Es gibt zur Zeit neue Bestimmungen über das Aufenthaltsrecht und es ist noch nicht endgültig geklärt, wie lange wir hier eigentlich mit gültigem Dienstpass bleiben dürfen. Im Moment gilt sie für 6 Monate.

Wie auch immer, das Ding geht jetzt auf die Reise und wir hoffen, dass alles gut wird – dass der Container nicht vom Schiff fällt, dass er nicht voll Wasser läuft weil er ganz oben steht (das ist einem Schüler von Jo passiert – die haben den Container aufgemacht und dann kam erstmal der Atlantik heraus) und dass die Behörden in Santos gerade nicht streiken, denn dann würden Lagergebühren fällig, die nach dem Mondkalender oder whatever berechnet werden und astronomisch sind. Jo hat von einer Frau gelesen, die ihren Container in Salvador 3 Monate nicht auslösen konnte und letztlich das Ding im Meer hat versenken lassen, weil ihr die Standgebühren über den Kopf gewachsen sind. Auweia 😉 Aber bei uns passiert das nicht! Also Daumen drücken! pe

AUF GO

Ihr lieben, wollte mal kurz ein Lebenszeichen von uns geben. Viel Neues gibt es nicht zu erzählen. Seit zwei Wochen sind wir innerlich auf Go und können es kaum noch erwarten, endlich umzuziehen. Unser Flat, so praktisch das für den Anfang war, geht mittlerweile gar nicht mehr – zu klein, zu laut, zu wenig persönliches hier.

Am Freitag unterschreiben wir – wenn alles gut verläuft – den Mietvertrag für unsere neue Bleibe. Wir haben ein sehr schönes, altes Haus (60er) gefunden, das gerade noch renoviert wird und dann hoffentlich am 3. Oktober parat für den Einzug ist. Einzug, heisst: Mit unseren Koffern, dem Huhn Elsa, dem Sitzsack, unseren Andenken aus Köln und den Lebensmitteln und Utensilien, die wir bisher hier zusammengesammelt haben. Möbel sind da dann noch keine, so dass wir 1 oder 2 Wochen im Haus mehr oder weniger campen werden.

Der Container ist ab dem 6ten in Santos vorgemerkt und wir wären total happy, würde er ab dem 13ten zu uns geliefert. Dann hat Jo eine Woche „ferias de batatas“ – also Kartoffelferien und wir könnten gemeinsam die Kisten auspacken und Möbel verteilen. Darauf freu ich mich sehr, hab schon das halbe Haus vermessen und mein Computer ist voller Pläne, wo man was wie hinstellen könnte, welche Farben an den Wänden gut aussehen, was es noch zu organisieren gibt und was wir zusätzlich an Möbeln etc. kaufen müssen.

Mit „Einkaufen“ … ja, ja, ja … beginnen wir heute Nachmittag – erstmal praktisch, weil wir brauchen Gasherd und Kühlschrank. Dann gehts raus nach Embu, um nach einem Tisch zu fahnden – eigentlich haben wir schon einen tollen gesehen, aber ob der noch da ist? Ja und dann habe ich am Samstag auf einer Busfahrt einen GROSSEN Teppichladen entdeckt … da könnte man auch hin … nur so zum gucken … 😉

Das Möbelgucken ist hier übrigens ziemlich genial, denn oft sind die Geschäfte auf den Straßenzügen monothematisch – es gibt z.B. Handwerkerstraßen, Brautmodenstraßen, Lampenstraßen. Und eben auch Möbelstraßen. Eine ganz besonders tolle und teure, weil italienisches Design und Designklassiker ist bald direkt nebenan – zum Gucken und Inspirieren schön, zum Kaufen unmöglich! Leider sind Design-Möbel oder -Klassiker noch unerschwinglicher als bei uns wegen Export und Co. Ein Kartell-Stuhl kostet beispielsweise das Vierfache. Aber der findige Brasilianer hat trotzdem eine Lösung parat und kopiert einfach. Diese Möbel stehen dann eine Straße weiter oder im brasilianischen IKEA – sprich ETNA. pe

POLKA

Oder so? Jedenfalls war es sicher keine Samba, die wir uns am Samstag auf dem Schulfest des Colégio Humboldt angesehen haben. Die ganz Kleinen aus dem Kindergarten haben, stilecht in Dirndl und Trachtenhosenimitat, einen Tanz aufgeführt. Deutsche Schule – deutsche Tradition, ergo gab es an diesem Tag auch Warsteiner, Erdinger, Bratwürstchen und Sauerkraut 😉 Aber zurück zum Tanz. Ich konnte nicht umhin, einen kleinen, pummeligen und sehr süßen Jungen (mit schwarzem Hut) zu filmen, der offensichtlich mehr Energie als nötig hatte, nur mit der Schrittfolge ein wenig auf Kriegsfuß stand – lol 🙂 pe

BRAZIL’S NEXT TOPMODEL

Ach herrlich 😉 Die Staffel hat gerade begonnen und wird, wie gewohnt, am Donnerstagabend, auf Canal Sony ausgestrahlt. Moderateuse ist Fernanda Motta (kannte ich bisher nicht), darüber hinaus gibt es einige weitere Juroren – einen Bösen wie Payman, eine Art Bruce usw. Also fast alles gleich, selbstverständlich auch die Zickereien. Um die zu verstehen, muß ich allerdings noch kräftig die Sprache üben – aber bei diesem Format macht das ja besonders viel Spaß 🙂 Schade nur, dass wir das nicht diskutieren können, Mädels 🙁 pe

WAHL ’09

Die Bundestagswahl in Deutschland ist natürlich auch hier nicht spurlos an uns vorübergegangen. Um das Ereignis gebührend zu begehen, hatte der deutsche Club „Transatlantico“ ab Mittag zu einer Wahlparty geladen – mit politischen Diskussionen, Kommentaren aus berufenen Mündern und dem hier üblichen Zitat der „Cozinha Alemã“: Sauerkraut, Würstchen und Bier.

Letzteres und die Aussicht auf neue Gesichter und viel Gerede mag wohl bei den meisten Besuchern den Ausschlag dazu gegeben haben, das Fest zu besuchen. Die politisch Diskutierenden wurden nur von einigen wenigen beachtet.

Tja und dann steht man da im deutschen Club mit deutschem Weißbier und unterhält sich auf deutsch anläßlich der deutschen Wahl. Und das mitten in Brasilien. Mir ist es nicht gelungen, da ein Gefühl der Heimatverbundenheit zu entwickeln – ich fand das hauptsächlich spooky.

Aber wir Deutsche haben ja bekanntermaßen Probleme mit der eigenen Identität – trotz Fußball-WM. Dabei ist das hier gar nicht „schlimm“, Deutscher zu sein. Au Contraire. Die deutsche Kultur ist sehr beliebt, es gibt massig Restaurants mit so wohlklingenden Namen wie Weinstube, Bierquelle oder Munique. Auch sollte man mit lauten Lästereien in der Öffentlichkeit etwas vorsichtig sein, da viele Brasilianer sehr gut deutsch verstehen.

Warum muß man nicht lange erfragen: Seit Mitte des 19.Jhd.gab es immer wieder Auswanderungswellen nach Südamerika – vor allem um die beiden Weltkriege herum. Wenn wir deutschsprechende Brasilianer kennenlernen, ist es immer ganz witzig, das besonders betont wird, wenn der Vater VOR dem zweiten Weltkrieg ausgewandert ist und nicht nachher. Kann ich verstehen!

Am kommenden Freitag haben wir noch eine Einladung – diesmal in fein anläßlich des Tags der deutschen Einheit. Im Club wird das schon am 2ten Oktober vorgefeiert … hmmm, ich glaube ich hätte mal wieder Lust auf einen rheinischen Sauerbraten mit Klößen und Apfelmus und dazu ein feines Kölsch 😉 … Appropos: es gibt hier tatsächlich Kölsch! Aber diese Geschichte wollte Jo erzählen. pe

SCHWIMMENFAHREN

Herrjeh, ich habe mich ja schon einige Male über das Wetter im Winter beklagt, aber nun gibt es mal was filmisches dazu. Das hier war der heute-nachmittagliche kurze Regenschauer, wie er häufig vorkommt. Als Autofahrer muß man aufpassen, denn das Wasser läuft nicht richtig ab, sondern die Straßen herunter.

Demzufolge wird es an den tiefsten Stellen – also vornehmlich in den Tunnels – eng, denn die laufen schon mal voll und wer dann nicht rechtzeitig rausfährt, muß rausschwimmen. Leider gab es tatsächlich schon Tote nach Regenschauern. So werden die „gefährlichen“ Tunnels bei Regen auch eher nicht befahren, was natürlich dann zu ordentlichem Traffic auf den Straßen führt. Und ich muß mich jetzt gar nicht wundern, dass Jo immer noch nicht von der Schule zurück ist – schluck – ich ruf lieber mal an … Alles ok! 😉 pe