Ca. 180 km von São Paulo entfernt liegt auf 1.700 Metern das malerische Städtchen Campos do Jordao. Dort ist es, wo alljährlich der Paulistano Winter spielt. Es muß sich ja auch lohnen, Pelze, dicke Pullis, Schals und Mützen zu kaufen!
Demzufolge ist Campus do Jordao architektonisch schweizer- oder österreichischen Alpendörfern nachempfunden: Fachwerk, hübsche Giebel, Zierbalkone und jede Menge Schnitzereien. Und um den winterlichen Eindruck zu komplettieren, gibt es überall Fondue, Raclette und die beliebte heiße Schokolade – sprich „schokolatschie kentschie“, auf Wunsch mit Schuß.
Das alles bei ungefähr 20 Grad. Auweia! So dachten wir auch, aber da aufgrund eines langen Wochenendes dank Feiertag an der Küste angeblich die Hölle los sein sollte, haben wir beschlossen, uns antizyklisch zu verhalten und ins Landesinnere zu fahren, um uns das mal anzuschaun.
Es war auch dort die Hölle los und mit Ach und Krach und viel Gekurve haben wir leztendlich nach 5 Stunden Fahrt (3 Stunden regulär inklusive Stau / 2 Stunden Hotelsuche) die sehr schöne kleine Pousada Benevento etwas außerhalb gefunden.
Abends mußte dann der Klassiker her: Fondue (das dann ein Raclette war) im angesagtesten Laden des Ortes: Baden-Baden mit eigener Brauerei und einer deutsch-alpinen-brasilianischen Küche. Wir haben uns nach anfänglichem Unbehagen prächtig amüsiert! Anders lässt es sich wohl auch kaum aushalten.
Die Paulistanos hingegen meinen das ernst! Dresscode Damen: Dicker Rollkragenpulli, knallenge Hose und hohe Winterstiefel, gerne auch Handschuhe oder Mütze. Die Herren geben sich sportlich alpin.
Daher am nächsten Tag: Flucht und raus in die Natur – wenn schon Berge, dann wandern. Der Brasilianer wandert nicht soooo gerne – besser ist es, direkt mit dem Auto an den Ort des Geschehens zu fahren – warum anstrengen, wenn es auch anders geht uns man mit 80 Sachen über Bergpisten brettern kann? Ergo haben wir das mit dem Wandern gelassen – jeder Weg, den wir ausprobiert haben, führte nur zur nächsten Sendemaststation und dann Sackgasse – und sind auch mit dem Auto ganz nach vorn gefahren.
Das Resultat war am nächsten Tag ein Aufenthalt in einer Autowerkstatt, weil wir uns eine ordentlich Schraube in den Reifen getrieben haben. Von geplatzten, zerschlitzen oder platten Reifen lebt dort übrigens eine ganze Branche 😉
Die Tour war dennoch sehr schön. Ziel war der Pedro do Bau, ein cooler Berg etwa 20 km von C.d.J. entfernt. Hin ging es über Serpentinen durch den Mata Atlantica – also den „Urwald“, zurück dann durch ein hügeliges Gebiet, das von Gauchos bewohnt und bewirtet wird mit dem kleinen Ort São Bento do Sapucai im Zentrum.
Dahin werden wir das nächste Mal fahren – Gegend, Ort sowie „Cowboys“ fanden wir einfach nur klasse. Ein bißchen Texas in Brasilien, aber ursprünglich, da die Menschen dort, dereinst Bauern aus Argentinien bzw. Chile ihre traditionellen Jobs ausüben: Pferdezucht, Rinderzucht und Ackerbau (hier Bananen – weiter westlich Richtung Minas Gerais Kaffee). Keine „Cowboy-Spiele“, wobei man das dort sicher auch ganz toll kann – wir werden berichten 😉 pe