BOM DIA!

hny

Jetzt ist das neue Jahr schon 2 Wochen alt und ich melde uns mit einem Bild vom 01.01.2010 / etwa 0.05h zurück im blog! Ich hoffe, ihr seid gut in das neue Jahr gekommen und könnt bislang an euren Vorsätzen für 2010 festhalten 😉

Unser Jahr hat leider direkt mit einer Planänderung begonnen. Habt ihr vom Unwetter an der Küste Südbrasiliens gehört? Zwischen den Jahren und am Silvesterabend hat es so stark geregnet (eine halbe Badewannenfüllung auf 1 Quadratmeter in 1 Nacht – rechnet das mal hoch!), dass Flüsse über die Ufer getreten sind und es heftige Erdrutsche gegeben hat. Ein Dorf in Angra dos Reis wurde teilweise verschüttet, eine Pousada auf der Ilha Grande und Teile einer Favela in Rio. Bis heute haben die Behörden ca. 50 Tote gefunden – vermisst werden noch viel mehr Menschen.

Unglücklicherweise hatten wir genau dort, nämlich auf der Ilha Grande und eine Bergkuppe entfernt von der verschütteten Pousada ab dem 6ten 10 Tage Relaxurlaub gebucht. Glücklicherweise sind wir mit unseren Plänen, auf der Ilha Grande Silvester zu feiern nicht durchgekommen, denn es war entweder alles rappelvoll oder viel zu teurer weil Hauptsaison! Puuuhhhh!

Ein Kollege von Jo (Danke Christian!) hat uns an Neujahr, am Abend vor unserer Abreise telefonisch nahegelegt, mal das TV einzuschalten und dort haben wir dann die ersten Bilder der Katastrophe gesehen bzw. erstmalig davon gehört, was seit Tagen in der Gegend um Angra abgeht. Es war sofort klar, dass wir unseren Plan ändern werden. Denn auch wenn unsere Pousada nicht betroffen war – laut Aussage eines Mitarbeiters vor Ort liefe alles völlig normal – konnten wir uns nicht vorstellen, wie man in einer Region entspannte Freientage genießen kann, wo 5 Tage zuvor Menschen gestorben sind. Abgesehen von der Gefahr nachfolgender Erdrutsche. Geht nicht!

Ob es in ein paar Wochen oder Monaten geht, werden wir sehen. Die nicht ganz geringe Anzahlung haben wir nicht zurückbekommen und werden daher warscheinlich ein paar Tage über Karneval oder Ostern dort nachholen. Im Moment habe ich dazu sehr gemischte Gefühle, denn wir haben auf unserer Reiseroute entlang der Küste die Verwüstungen sehen können. Heftig!

Unser Urlaub war dann doch noch sehr schön. Wir haben Rio besucht, Parati und schöne Strände und Orte entlang der Costa Verde (der Küste zwischen São Paulo und Rio). Davon dann demnächst mehr! pe

RIO DE JANEIRO

Seit einer geschlagenen Stunde versuche ich bereits, Rio zu beschreiben. Und ich finde nicht die richtigen Worte, ohne mich in Platidüden zu ergehen. Das einzige Wort, das immer wieder in mein Hirn zurückkommt ist Energie 😀 Ich glaube, das ist das Besondere dort. Die Energie packt dich sofort und lässt alles easy werden, auch wenn es nicht wirklich easy ist – Armut begegnet einem auf jedem Schritt.

Aber wenn dann die Sonne scheint und alles in Bikini und Badehose an den Strand pilgert, um nach einem Tag voller Hitze und Samba sonnendurchströmt in der nächsten Bar bei Bier oder Caipirinha den Tag ausklingen zu lassen, ist das einfach Lebensfreude at its best.

So haben wir uns in den 5 Tagen in Rio einfach durch die Stadt treiben lassen. Die wichtigsten Sightseeingpoints sind auf den nächsten Besuch verschoben, denn zur Hauptreisezeit bedeutet eine Fahrt mit der Bahn auf den Corcovado etwa 2 Stunden Wartezeit – beim Pão de Açúcar ist das ähnlich.

Also ich kann euch nur empfehlen, selber mal hinzureisen (Natürlich mit StopOver in São Paulo ;-)). Am Besten im Herbst oder Frühjahr, denn das ist die optimale Zeit für Rio, weil es dann nicht ganz so heiß und relativ leer ist. Wir hatten jetzt im Schnitt um die 35 Grad (im Schatten) – das ist eine Ansage für sensible helle Haut. Und wenn ihr nach Rio kommt, leiht euch unbedingt Fahrräder aus. Die Küstenlinie ist mit super Radwegen ausgebaut und die Stadt auf diese Weise zu erkunden ist extrem gut! pe

FAVELA ROCINHA

Rocinha ist eine der größten Favelas an einem Berghang im Süden von Rio. Offiziell leben dort ca. 60.000 Menschen – inoffiziell mittlerweile um die 200.000. Passiert man den Eingang von Rocinha, gibt es eine sehr praktische Möglichkeit, über die einzige ausgebaute Straße in die Favela – oder besser ans Dach der Favela – zu gelangen. Man lässt sich von einem Motorboy hochfahren.

So war es auch bei unserer Tour. Morgens hat unser Guide die Leute in verschiedenen Hotels eingesammelt und dann fuhren wir mit dem Bus in den Süden. Unterwegs gab es schon die ersten do’s and don’ts:
1. Keine Fotos im ersten Teil der Tour.
2. Wenn der Guide einen Hinweis gibt, zur Seite treten und die Personen vorbeilassen.
3. Den Leuten nicht offensiv ins Gesicht schauen – könnte provozieren.

Nach der wilden Fahrt mit dem Motorboy, gings direkt rein ins Gewühl. Die Favela ist eine gewaltige Ansammlung von Hütten, teilweise aus Stein, teilweise aus „Grmpf“ und es gibt insgesamt 4 Wege, die den Hang hinab führen. Unsere Route war Rua No. 1.

Der Weg war abenteurlich: klein und gedrungen, irre viele Treppen, Berge von Müll und Verwesung an den Seiten und zwischendurch immer wieder kleiner Shops und Läden. Stromleitungen überall und natürlich wild angezapft. Genauso wie das Wasser, das aus dem Berg kommt und  ich weiß nicht auf welchen Wegen in die Häuser gelangt. Über die Kanalisation kann ich nur sagen: Es gibt sie wohl nicht. Wie also die Abwässer ins Tal gelangen … hmmm … ich hatte Flipflops an und kann Vermutungen anstellen.

Wir sind vielen Menschen begegnet – auch welchen, die Waffen getragen haben. Dennoch habe ich mich dort nicht unsicher oder gefährdet gefühlt. Im Kleinen wird in den Häusern und Läden sehr wohl Ordnung und Struktur erzeugt. Laut Guide leben die Leute „ganz normal“.

Wir haben einige Einrichtungen besucht: Das Atelier dreier Künstler, die auch online ihre Bilder vertreiben. Straßenverkäufer, die ihre selbstgemalten Bilder und Schmuck angeboten haben. Ein kleines Geschäft, indem wir Kuchen und anderen Süßkram kaufen und uns mit Getränken versorgen konnten. Und last but not least eine Kinderstation, wo Waisen versorgt werden bzw. Mütter Rat und Hilfe finden können.

Also im Inneren läuft das – es gibt sogar Internetanschlüsse und die Gesamtversorgung für alles, was man so alltäglich brauchen kann, ist gegeben – Banken, Friseure, Shops aller Art, Kirchen etc.

Dennoch: So viel Dreck und Müll, der einfach an den Hängen liegen bleibt. So viel Gestank – den Geruch werde ich immer erinnern können. So viel Baufälligkeit und Chaos, das es schwer zu glauben ist, dass Menschen dort leben können. Ein Ergebnis dieser Umstände ist die hohe Tuberkuloserate.

Was sehr spooky war: Als Touristengruppe den Menschen bei ihrem Leben zuzuschauen. Und umgekehrt. Das hat etwas Unangenehmes von Zoo und ich habe mir immer wieder versichert, dass es ok ist, denn die Einrichtungen brauchen das Geld, dass die Touristen da lassen. Am Tag besuchen etwa 4-6 Gruppen die Favela. Alle gehen die Rua No.1, so dass wir davon ausgehen, dass die Route sicher ist. Denn, wenn einem Touristen dort etwas zustossen würde, wärs vorbei mit den Besuchen und den damit verbundenen Einnahmen.

Puuuh, die Tour war heftig. Wenn ich mir vorstelle, dass in Rio etwa ein Drittel der Menschen in diesen Umständen lebt wundert mich kaum, dass die Kriminalitätsrate so enorm ist. Die Favelas werden von der Drogenmafia kontrolliert – das Kartell in Rocinha ist ADA (Amigos dos Amigos – Freunde der Freunde). Zur Kenntlichmachung der Machtverhältnisse wird das Kürzel an die Türen und Straßen gesprüht. Die Gang sorgt dafür, dass die Poliziei draussen bleibt, denn sie stört nur bei der Abwicklung der Deals. Gleichzeitig kümmert sie sich aber auch um die Favela und sorgt für sanitäre Einrichtungen etc. Nahezu jeder, der in Rocinha lebt, hat mehr oder weniger mit der ADA zu tun. Selbst schon die Kleinen, die, wann immer eine Touristengruppe durch die Favela geht, Drachen als Warnung für alle steigen lassen, jetzt vorsichtig zu sein. pe

Text Bild oben (Kinderstation der Favela):
Danke! Wir sind zusammen im Auftrag, die Welt durch Liebe umzuwandeln.

NITERÓI CONTEMPORARY ART MUSEUM

Vielleicht sollte ich in diesem Blog eine neue Kategorie für den Herrn Niemeyer eröffnen??? YEP! Jedenfalls bleibt euch nun auch nicht ein Blick auf das nächste tolle Bauwerk dieses Mannes erspart ;-): Auf das 1996 fertiggestellte Ufo – Landeplatz in Niterói – also gegenüberliegende Bucht von Rio.

In diesem Gebäude befindet sich das Museum of Contemporary Art. Die Kunst, die in diesem Museum ausgestellt wird, hat leider ein riesen Problem, denn sie muß mit der Architektur konkurrieren. Daher kann ich euch nur sagen, dass wir auch eine Fotodokumentation über die Architektur in Le Havre gesehen haben – hat sich gelohnt – an die anderen Exponate kann ich mich nicht mehr erinnern. Hmmm….?

Viel spannender ist es, sich einfach im Gebäude zu bewegen und die Architektur wirken zu lassen. Durch die Anordnung der Fenster und der dadurch gewonnenen Ausblicke, wird die Natur und die Küste um Niterói bis nach Rio, selbst zum Ausstellungsgegenstand. Die Beleuchtung verleiht dem Innenraum etwas futuristisches und immer wieder gibt es neue Blickwinkel auf Rundungen, Treppen, eingezogene Wände und Durchlässe, die in sich selbst abstrakte Kunst sein könnten.

Was soll ich noch schreiben – schaut selbst. pe