WENN …

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… an einem ganz normalen Samstagnachmittag im März ein Haufen Dudelsack spielender Männer in Schottenröcken mitten durch Vila Madalena spaziert, kann es sich eigentlich nur um eine Veranstaltung anlässlich des St. Patrick’s Day handeln. Und so war es dann auch. pe

NESTNEWS #2

Gestern habe ich das Nest aus dem Netz geknibbelt. Leider ist die Kolibri-Mom seit fast drei Wochen nicht mehr aufgetaucht, um die Eier auszubrüten und von allein scheint es auch bei heißem Sommerwetter nicht zu klappen. Beim Abnehmen ist eines der Eier aufgegangen – die Außenhaut ist superdünn – und die Küken sind nicht mal über das Eidotterstadium hinausgewachsen. Tja, die Natur der Dinge. pe

CAPOEIRA

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Es kommt nicht häufig vor, dass man auf den Straßen São Paulos zufällig eine Gruppe Capoeira-spielender Menschen trifft, obwohl der Sport ja in Brasilien sehr verbreitet ist, aaaaber am Samstagnachmittag hatten wir dieses Glück. Angezogen von den Klängen eines Berimbau (das Instrument, auf dem die begleitende Musik zum Capoeira gespielt wird … siehe Film weiter unten), sind wir in einem Innenhof gelandet und dort traf man gerade die letzten Vorbereitungen zum Start der Show der Grupo Senzala, São Paulo. Perfekt!

Für diejenigen, die Capoeira nicht kennen: Dies wird als brasilianische Kunstform beschrieben, die Tanz, Spiel und rituelle Kampftechnik miteinander verbindet. Die Wurzeln gehen auf die afrikanischen Sklaven zurück, die diese Sportart in Brasilien entwickelt haben. Seit Mitte des 18ten Jhds ist Capoeira bekannt.

So läufts ab: Gespielt wird Capoeira in der typischen Roda (Runde, Kreis). Alle Teilnehmer stehen im Kreis, an einer Stelle versammeln sich die Berimbau-Spieler. Zwei Capoeiristas treten aus dem Kreis hervor, hocken sich vor die Musiker, geben sich die Hand und dann gehts los. Das Spiel wird mit einem Radschlag eröffnet, dann erfolgt eine Art getanzter Dialog mit Offensiv- und Defensivbewegungen. Wie intensiv der Dialog ausgeführt wird, ob er freundlich oder kämpferisch ist, entscheiden die Beiden selber (und natürlich die körperlichen Fähigkeiten).

Am Ende gibt es keinen Gewinner, sondern der Dialog wird einfach beendet. Möchte ein anderer Capoeirista in das Spiel eingreifen, streckt er einen Arm zwischen die Spielenden und hält die Handfläche demjenigen zugewandt, mit dem er weitermachen möchte. Der Andere zieht sich zurück und das Ganze geht in einer neuen Kombination weiter.

Je nach Fitness kann die Sache eher ruhig verlaufen, aber auch extrem akrobatisch. Dazu anbei ein Film, wo ihr einen Spieler sehen könnt (der mit dem blauen Shirt) der einmal einen ruhigeren Dialog führt … und danch gaaaaanz anders :-). Also wenn ich nicht „Rücken“ hätte, ich hätte mich schon lange in einer Schule angemeldet, so toll finde ich diesen Sport. Seht selber …! pe

ÁGUAS DE MARÇO

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Ende März – bei euch beginnt gerade der Frühling, hier in Brasilien ist es genau anders herum. Der Herbst kündigt sich an, der Wind wird langsam kühler, abends braucht man wieder eine Jacke und ich habe die erste Erkältung des Jahres, weil besagte Jacke mehrfach fehlte. 😉

Anders als in den letzten zwei Jahren erlebe ich das Ende des Sommers dieses Jahr viel intensiver, denn es ist unser letzter hier Brasilien. Da mischen sich die ersten sentimentalen Gefühle mit Vorfreude und alles ist ein bißchen durcheinander. In einem solchen Moment bin ich über einen Song gestolpert, den Tom Jobim 1972 geschrieben hat.

In Águas de março (Wasser des März) beschreibt Tom Jobim auf poetische Weise den beginnenden Herbst mit seinen monsunartigen Regenfällen und der sich damit einstellenden Transformation der Natur und im übertragenen Sinne des Lebens. Es gibt auch eine englische Variante des Songs – da ist es der Frühling, der gleiches anrichtet.

Der Liedtext erzählt keine Geschichte, sondern es reiht sich eine Folge von Bildern aneinander, die fast alle mit „é (es ist)“ beginnen. Zum Beispiel: É pau, é pedra, é o fim do caminho, é um resto de toco, é um pouco sozinho /// Es ist ein Stock, es ist ein Stein, es ist das Ende des Wegs, es ist ein Zigarettenstummel, es ist ein bißchen einsam.

Das hört sich natürlich in der Übersetzung nicht so chic an, aber die Texte beider Versionen sind bedeutende Gedichte in Brasilien. Es geht darum, wie all das von reißenden Regenbächen in den Rinnsteinen weggespült wird! Wasser beschreibt Jobim als Symbol für das Versprechen des Lebens. Herrlich! 🙂

Aguas de março wurde 2001 in einer Umfrage der Zeitung Folha São Paulo als bestes brasilianisches Lied aller Zeiten von mehr als 200 Journalisten, Musikern und Künstlern gewählt.

Natürlich haben sich viele Musiker daran versucht. Die wohl beste Version stammt von Tom Jobim im Duett mit Elis Regina, aber mein Liebling ist die Aufnahme von João Gilberto, weil seine samtweiche Stimme soooo schön zur sentimentalen Seite des Liedes passt. Anbei die Links zu beiden Versionen. pe

Tom Jobim & Elis Regina
João Gilberto