DONA YAYÁ

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In Bixiga steht das Haus der Dona Yayá. Haus ist gut gesagt, eigentlich ist es ein amtliches Herrenhaus, das sich früher inmitten einer Fazenda befand – heute ist nur noch ein kleiner Garten übrig. Es gehört der Universität São Paulo und die hat dort das Zentrum für den Erhalt der Kultur untergebracht. >>> Centro de Preservação Cultural

Wirklich interessant ist die Geschichte von Yayá, die eigentlich Sebastiana de Melo Freire hieß, 1887 geboren wurde und zu einer aristrokratischen und auch politisch sehr bedeutenden Familie in São Paulo gehörte. Das Leben, oder sagen wir die Umstände, oder sagen wir die Verschwörung – letzteres ist nicht bewiesen, wird jedoch vermutet –  haben ihr Leben zu einer Tragödie gemacht.

Es begann mit einer Todesserie, die Yayás Familie beinahe völlig eliminierte: Eine Schwester erstickte, die Andere starb an einer Infektion. 1899 starb die Mutter, da war Yayá 12 Jahre alt. Zwei Tage später folgte der Vater. Im Jahr 1905 dann der nächste Schlag: Ihr Bruder, bei dem eine geistige Erkrankung diagnostiziert wurde, stürzte sich auf einer Schiffsreise nach Buenos Aires ins Meer und starb ebenfalls.

Somit war Yayá die einzig Überlebende der Familie und erbte ein gewaltiges Vermögen. Untergebracht in einem stattlichen Haus in São Paulo lebte sie das Leben der Bohème, veranstaltete Abende mit ihren Freunden, widmete sich der Fotografie, soll angeblich reichlich Verehrer gehabt haben, die sie aber alle ablehnte, da sie eine tragische und unerwiderte Liebe mit Edu Chaves verband. (Zur Info: Chaves war ein junger Flieger, der als Erster die Strecke São Paulo – Rio ohne Tankstopps versuchte – damals ein ordentliches Abenteuer mit Anspruch auf Heldenstatus. Geschafft hat er das am 5. Juli 1914)

Im Jahr 1918, Yayá war 31 Jahre alt, zeigten sich Symptome einer möglichen Geisteskrankheit. Sie versuchte einen Selbstmord und wurde daraufhin in einem Sanatorium untergebracht, das aber sehr bald als ungeeignet angesehen wurde, sie auf Dauer zu beherbergen. Daher erwarb man als Wohnsitz ein leerstehendes Herrenhaus in Bixiga. Gleichzeitig entbrannte ein Streit um Vormundschaft, die Verwahrung ihrer Vermögenswerte und es gab eine Reihe von Gerüchten und Skandalen.

Anerkannte Psychiater Brasiliens wurden herbeizitiert, um Yayás Geiseszustand einzuschätzen und man kam überein, dass es sich bei ihrer Erkrankung um eine Form der Schizophrenie handeln müsse, die sich in einer Weise zeigte, sich selbst zu verletzten, gegen Wände zu laufen … kurz und knapp: Eine Gefahr für sich und Andere. Daher wurde sie isoliert und eingesperrt. Das Herrenhaus wurde ihren Bedürfnissen angepasst mit speziellen Bädern oder splitterfreien Fenstern, die nur von außen zu öffnen waren. Sie blieb bis zum ihrem Tod 1961 komplett isoliert – 36 Jahre lang. Ihr Vermögen, größtenteils Immobilien der Familie, hinterließ sie der Universität São Paulo.

Heute wird vermutet, dass ihre Isolierung primär dem Zweck diente, sie aus dem Weg zu schaffen, um statt ihrer in eine Machtposition zu kommen und den Zugriff auf ihr Vermögen zu erlangen.

Wahnsinns Geschichte, oder? Ich finde, das ist ein Filmstoff. pe