ILHÉUS ÄH ITACARÉ

Auf unserer Reise gab es zwischendurch immer wieder Tage, an denen wir nur im Auto gesessen haben, um schnell weiter Richtung Norden zu kommen. Ein Solcher war die Reise von Cumuruxatiba nach Ilhéus – ca. 400 km, also etwa 6 Stunden Fahrt. Die Stadt entpuppte sich aber leider als etwas schwierig bezüglich der Hotel- oder Pousadaausstattung und nach einiger Sucherei haben wir es aufgegeben, ein nettes Übergangsheim zu finden und beschlossen: Wenn wir schon 6 Stunden fahren konnten, dann können wir auch 7 fahren und es geht jetzt direkt weiter nach Itacaré.

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Auf der Karte bis dorthin ein Katzensprung. Schnell wurde die erwählte Pousada telefonsich verständigt, die Dame am anderen Ende der Leitung versicherte uns, dass ein hübsches Zimmer frei sei und dann gings los. Uhrzeit etwa 17h, das heißt kurz vor Dämmerung. Ich war nun die Chauffeuse, da Jo den größten Teil der bisherigen Strecke am Steuer saß und sich eine Pause verdient hatte. Hmmm, schon Dämmerung. Blöd! Saublöd! Ich fahre nicht gerne bei Dunkelheit und hab mehr als eine gefühlte Nachtblindheit. Aber gut, ist ja nur eine Stunde, also Augen auf, Brille davor und durch. Hab ich gedacht.

Das Navi führte uns denn auch aus der Stadt heraus, durch mehrere Dörfer und alles schien fein, bis wir auf einmal wieder die Bundesstraße BR 101 erreichten. Laut Karte ganz klar: da hätten wir eigentlich nicht wieder aufkreuzen sollen. An der nächsten Tankstelle dann Gewißheit: Wir waren falsch gefahren und hätten schon kurz hinter Ilhéus abbiegen müssen. Dorthin zurückzufahren wurde seitens des Tankwarts als sehr unpraktisch beschrieben, denn es gab 2 Alternativen, von denen keine besser war als die Andere: Piste! Mittlerweile war es stockfinster und ich meine: stockfinster und die Vorstellung, jetzt über Piste durch die Gegend zu fahren fand ich mehr als bescheiden. Aber alles wieder Retour?

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Piste heisst: Kein Asphalt, sondern das, was als Untergrund zur Verfügung steht, Schlaglöcher bis hin zu Gräben, Spurrillen und Mulden, je nach Wetter Schlammlöcher … also perfekt, wenn man einen Jeep hat! Und keinen Scenic! (Da würde sich der Brasilianer jetzt amüsieren, denn er macht das mit so ziemlich jedem Gefährt!) Bei Tageslicht macht das Pistefahren auch Spaß! Man muß halt aufpassen, dass es nicht zu sehr unterm Unterboden schrammt oder sich die Achsen verhaken. Aber bei Nacht? Ohne eine einzige Straßenlaterne, ohne Menschen in der Nähe, total allein? Nun: „This Job had to be done“ und daher lehnte ich ab, als Jo vorschlug, er könne fahren und dachte mir: Das ziehste jetzt bis zum bitteren Ende durch und machst dein Seepferdchen, Frei- und Fahrtenfahrer direkt in Einem. So!

2 1/2 Stunden hat die Reise durchs nächtliche Bahia gedauert, 45 Kilometer waren es am Ende. Unterwegs ab und zu ein Dorf oder wie aus dem Nichts Cowboys auf Pferden, ein Reisebus oder Fußgänger und ansonsten Schwärze und irgendwo ein Fluß.  Schneller als 40 km/h konnte man nicht fahren und das Navi war schon lange nicht mehr in Betrieb, zeigte immer die gleiche Entfernung und verbleibende Fahrtzeit an, sagte aber zum Glück nicht: Bitte wenden!

Gegen 21h erreichten wir die Pousada und die Wirtin hatte auf uns gewartet. Als wir ihr erzählten, wie wir gefahren waren, wollte sie es nicht glauben. Sie sagte, die Strecke sei doch total einfach, führe fast die ganze Zeit am Meer entlang und es wären ca. 50 km, also easy in einer Stunde zu erledigen. Tja? Aber jetzt der gute Teil: Es hat nur den CD-Player erwischt, ansonsten keine Verletzungen am Auto und es gab eine wundersame Heilung in Sachen Nachtblindheit 🙂 pe

PS: Von der Fahrt gibt es natürlich keine Bilder – war ja dunkel und sehr aufregend – dafür aber von Itacaré, einem hübschen Surferdorf, wo wir dann letztendlich 5 Tage geblieben sind, bevor es weiter nach Salvador ging.