ABSCHIED

Gerade sitze ich Jo’s altem Kinderzimmer und schaue mir den letzten Blogeintrag an. Das ist alles schon so weit weg und dabei doch erst eine Woche her, seitdem wir das Appartment in São Paulo verlassen haben.

Zwei Nächte haben wir noch im Hotel übernachtet, denn es waren noch einige Formalitäten zu erledigen: die Wohnung musste wieder an den Vermieter übergeben werden, das Auto kam zurück zum Händler, der es nun in unserem Auftrag verkaufen wird, es wurde ein Leihwagen organisiert, die letzte Feijoada musste verspeist werden, das letzte Choppe musste im São Cristovão getrunken werden und nach so vielen letzten Malen lagen wir am letzten Abend in São Paulo schon um 17h im Bett, weil einfach gar nichts mehr ging.

Am Sonntagmorgen gings dann Richtung Trindade, einem alten Hippieort in der Nähe von Parati. Trindade zeichnet sich besonders durch die wunderschönen Strände aus, ansonsten ist da im Winter nicht sonderlich viel los! Zwei Tage waren wir dort und haben eigentlich nur geschlafen und die Seele baumeln lassen. Und nach und nach die Anspannung der vergangenen Tage losgelassen. So heisst es in Brasilien: Jede Welle nimmt ein kleines Stück Sorge oder Last von dir weg. Funktioniert!

Der letzte Tag und die letzte Nacht in Brasilien sollten ganz besonders sein und daher sind wir noch einmal umgezogen. Parati ist ein altes portugiesisches Seefahrernest, mittlerweile UNESCO-Welterbe. Die alten Gassen und Häuser sind extrem malerisch und in einigen befinden sich erstklassige Pousadas. So eine sollte es denn auch sein und im Luxusambiente und mit einem Luxusabendessen haben wir unsere drei Jahre São Paulo angemessen ausklingen lassen.

Mittwoch war  Reisetag und wir sind extra früh aufgebrochen, um auf jeden Fall pünkltich am Flughafen zu sein. Brasilien hatte wohl an diesem Tag beschlossen, sich noch einmal von seiner speziellen Seite zu zeigen, denn etwa 100km entfernt vom Flughafen befanden wir uns auf einmal in einer Straßensperre wegen Sprengarbeiten.

Der Vorarbeiter konnte leider auch nicht so genau sagen, wie lang die Sperrung etwa dauern würde, daher beschlossen wir, uns nicht auf die brasilianischen 1 bis 2 Stunden zu verlassen, sondern zu wenden und eine Straße über Land zu nehmen. 100km mit etwa 60 km/h durch den Wald, ohne zu wissen, ob wir da wirklich durchkommen oder die Straße irgendwann zur Piste wird?! Das ganze mit dem nahenden Abflugtermin im Rücken – ein unbeschreibliches Gefühl 😉

Aber Ende gut, alles gut – irgendwann saßen wir im Flieger der auf die Startbahn zurollte. Da wurde es nochmal ernst, denn unweigerlich kam der Moment, als die Räder den brasilianischen Boden verließen und wir wussten, dass die Zeit nun wirklich und endgültig vorbei ist.

Jetzt sind wir schon ein paar Tage hier, doch es ist noch wie Watte um uns herum. Ich kann mir noch nicht vorstellen, dass es diesmal kein Urlaub ist und wir wirklich bleiben. Wir haben bisher nur die Familie gesehen und das braucht auch noch eine Weile, bis wir wieder richtig kompatibel werden, denke ich. Aber es wird – ganz sicher und wir freuen uns sehr, euch alle früher oder später zu treffen!

Mein Blog neigt sich nun auch langsam dem Ende zu. Ich habe beschlossen, noch zu schreiben bis der Container in Köln ist, denn das Wiederankommen gehört ja auch zu drei Jahren Auslandsaufenthalt. pe

7 Gedanken zu „ABSCHIED

  • 10. Juli 2012 um 16:06
    Permalink

    Schon, wenn Ihr wieder assimiliert seid und man sich mal sehen kann. Gerne auch in der Eifel.

  • 11. Juli 2012 um 17:41
    Permalink

    sehr gerne thorsten! sag an … 🙂

  • 11. Juli 2012 um 23:37
    Permalink

    Toll…jetzt heule ich schon wieder….miss you!!!

  • 12. Juli 2012 um 7:02
    Permalink

    ohhhhhh, wir euch auch! da hilft nur skype ;-)! *pe

  • 16. Juli 2012 um 4:57
    Permalink

    Hallo Ihr zwei,

    schön, dass Ihr wieder da seid. Ich hoffe Ihr lebt Euch schnell wieder ein.
    Wenn der Jochen Durst hat soll er sich mal melden, ich stelle mich freiwillig als Begleitung zur Verfügung.

    Gruß
    Stefan

  • 19. Juli 2012 um 9:42
    Permalink

    Hallo Petra,
    Willkommen zurück!
    Ich habe es immer sehr genossen, Deine Infos aus dem fernen Brasilien zu lesen.
    Mit oder ohne Watte „ertrage“ ich auch die Berichte aus der Nachbarschaft.
    Euch ein gutes Ankommen in der verregneten, rheinischen Realität.
    LGr aus dem Office
    Pat

  • 21. Juli 2012 um 6:02
    Permalink

    … das nehme ich beim wort 😉

Kommentare sind geschlossen.