3 JAHRE SÃO PAULO

Wenn uns jemand vorher erzählt hätte, was wir in dieser Zeit alles erleben werden und vor allem, was diese Zeit mit uns macht, hätten wir wahrscheinlich kurz gezögert, als es damals darum ging: Ausland oder nicht. Und es vermutlich trotzdem getan! 😉

Ich hoffte, bevor wir nach São Paulo gingen, dass wir eine Familie gründen werden, da ich in Brasilien nicht arbeiten gehen wollte und durfte und nun endlich Zeit und Raum für Kinder war. Ich dachte, ich sei sowieso mit Grafik Design fertig und würde nebenher nur noch ein bißchen illustrieren und Blog schreiben und ansonsten Mutter und Hausfrau sein.

Aber die Biologie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und schon sehr bald war die Hauptfrage: „Um Himmels Willen – was mache ich den ganzen Tag lang? Was kann ich sinnvolles tun und wie kann ich schnellstmöglich portugiesisch sprechen lernen, um mit den Menschen zu kommunizieren?“ Daraus wurde dann eine der schönsten Erfahrungen: Stadtführungen mit SoulSampa!

Ich dachte, wir würden schnell Brasilianer kennenlernen und neue Freunde finden, doch das hat tatsächlich ziemlich lange gedauert, bis wir überhaupt Kontakt hatten. Doch der, der nun da ist, bleibt – da bin ich ganz sicher ihr Lieben!

Ich war davon überzeugt, bestehende Freundschaften bleiben erhalten, da wir ja heutzutage über ganz viele Medien kommunizieren können! Und wir hätten oft Besuch aus Deutschland! Diesen Zahn zog uns ein Kollege von Jo eigentlich in der ersten Woche denn er meinte: „Ihr werdet euch wundern, wer wirklich bei euch bleibt!“ Und da hatte er Recht! Aber auch in diesem Punkt: Alles hat seine Zeit und maches eben nur eine Kurze!

Ich war mir sicher, wir würden finanziell liquide werden und uns etwas Geld zur Seite legen können, da ja der damalige Kurs extrem zu unseren Gunsten ausfiel! Doch der Kurseinbruch kam drei Monate nachdem wir angekommen waren und so musste an allen Stellen der Rotstift angesetzt werden, angefangen bei der Wohnung bis hin zu Urlauben etc.. Na ja und Rücklagen bilden? So sind wir 2x in São Paulo umgezogen, haben drei Stadtviertel kennengelernt und ich möchte keines unserer Heime missen! (Auch nicht den Torre!)

Wir planten eigentlich, länger als drei Jahre zu bleiben, also mindestens 6 Jahre, damit sich das Ganze auch wirklich lohnt. Doch da hatten wir unsere Rechnung ohne Jo’s Schulsituation gemacht, die häufig alles andere als rosig war und letztlich den Ausschlag dafür gab, nur drei Jahre in São Paulo zu leben. Doch auch hier: Jo hat nun eine Stelle in Köln bekommen, was ein echter Glücksfall ist, denn ein Ländertausch ist normalerweise nicht so einfach und rasch umzusetzen.

Ich dachte nicht, wie schwer es würde, im Ausland nur einen Menschen ganz nah bei sich zu haben, der dann auch noch für alles da sein muss. Und wie intensiv man sich darüber kennenlernt – mit allen Seiten. Ich habe das nachher unser „Ehebootcamp“ genannt, welches wir trotz vieler Widrigkeiten gemeistert haben. Eine solche Erfahrung ist eine Zerreissprobe, schweisst aber auch zusammen, wenn beide das wollen!

Also alles kam irgendwie anders. Aber ich möchte nichts davon missen und wenn ich sehe und spüre, wie viel mir diese Stadt jetzt bedeutet, die Menschen dort, unsere Viertel und all die schönen Orte, die wir kennenlernen durften dann weiss ganz sicher, dass wir eine zweite Heimat gefunden haben. pe