DEUTSCH GEDACHT

Sonntagmorgen, 8 Uhr, am 24ten Juli auf der BR 116 auf dem Weg nach Belo Horizonte, mit dem Gedanken, extra früh in Salvador aufzubrechen weil dann noch nicht so viel auf der Straße los ist und man gut voran kommt. pe

WHAT A DAY!

Heute um 14 Uhr hatte ich einen Termin bei unserem Lieblingszahnarzt, Jo um 15 Uhr beim Hausarzt. Also sind wir gemeinsam durch die Tür, Jo hat mich vor der Arztpraxis abgesetzt und ist dann weiter zu seinem Date gefahren. Bis dahin alles fein! Beim Zahnarzt dann fragende Blicke und was ich denn schon hier wolle, mein Termin sei doch erst für 15 Uhr im Computer vermerkt. In meinem Timer übrigens auch – wer liest ist klar im Vorteil. Also doof – eine Stunde warten – dafür Vanity Fair lesen und Klassik hören!

Nach 2 Stunden wieder Zuhause angekommen stellte ich vor der Eingangstür fest, dass sich kein Schlüssel in meiner Tasche befand und dass Jo wohl noch unterwegs sein müsse, öffnete doch niemand die Tür trotz mehrmaligen Klingelns und lauten Fluchens. Unnötig zu erwähnen, dass ich auch weder das Handy dabei, noch Jos Telefonummer im Hirn hatte, wir uns demnach nicht erreichen konnten. Also ganz toll – wieder warten – diesmal im Treppenhaus.

Als nach anderthalb Stunden immer noch kein Jo auftauchte wurde ich langsam unruhig. Außerdem war es im Treppenhaus nicht nur stockdunkel, sondern mittlerweile auch gefühlt unter Null Grad kalt und ich war fürs draussen warten doch ein wenig zu dünn angezogen. Was tun? Am Besten erstmal in der Portaria (also bei den Herren, die unten am Eingang aufs Haus aufpassen) nachfragen. Zum Beispiel, ob sie einen Generalschlüssel (oder Dietrich) haben oder mich zum Warten ins warme Fitnessräumchen lassen. Haben sie. Ersteres natürlich Nein, Zweiteres Ja.

Na gut, eine Extra-Einheit Sport schadet nicht und macht zudem warm. Aber nach einer halben Stunde auf der Stelle Fahrrad fahrens, Gewichte hebens und Stepper tretens war immer noch kein Jo in Sicht und Madame mittlerweile doch sehr beunruhigt – es könnte ja etwas passiert sein. Dann vielleicht doch lieber den Schlüsseldienst herbeibitten und für teuer Geld die Tür aufsperren lassen, dafür aber bald wieder in der Nähe des Telefons sein – man weiss ja nie, sicher ist sicher.

Doch vor den Schlüsseldienst hat der liebe Gott die Portaria gestellt, in der ich mich nun häuslich niederlassen, meine Geschichte erzählen und derweil mit den beiden Herren etwa 300 Visitenkarten durchwühlen durfte, bis fest stand, dass keiner eine Nummer vom hiesigen Schlüsseldienst hatte. Daher wurde der Hausmeister herbeigerufen, der sich etwas besser in den tiefen Schubladen der Einbauschränke von 1970 auskannte und schnell Gesuchtes hervorzauberte. Gute Ratschläge gab es natürlich frei Haus. Und ein Stück Abendbrot-Pizza. Sehr gastfreundlich! Während des Wartens immer wieder der Blick auf die Überwachungsmonitore – denn es könnte ja sein, dass der Gatte doch noch vor dem Schlüsseldienst eintrifft?

Nun, dem war nicht so, der Schlüsselmann war schneller und hatte innerhalb von 2 Minuten die Tür geknackt. Wie sich das gehört. Und ich war 65 R$ ärmer – wie sich das gehört. Verglichen mit den Honoraren deutscher Schlüsseldienste ein fairer Preis. Auf dem Küchentisch dann ein Zettel vom Mann, dass er sich mit der Uhrzeit vertan hatte, statt 15 Uhr hätte er schon um 14 Uhr beim Arzt sein müssen. Nun sei er noch einmal losgefahren, um seinen Ersatztermin um 17.30 Uhr wahrzunehmen und es könne etwas später werden, ich solle also nicht mit dem Abendbrot auf ihn warten. pe

FUTEBOL IN SÃO PAULO

Als wir nach São Paulo kamen wurde uns recht schnell Eines klar: In Sachen Fußball hat man hier keine liberale Einstellung, man ist Fan, man steht nur auf einer Seite und man muß sich entscheiden: FC São Paulo oder Corinthians oder Palmeiras. Basta!

Jeder Club pflegt ein Image, welches sich aus seiner Herkunft erklärt. Als Beispiel: Ein einfacher Arbeiter aus der Zona Norte wird vermutlich NIIIEMALS Fan vom FC São Paulo sein können, wenn er in seinem Viertel lebend die Straße überqueren möchte. Dieses Imageding ist wahrscheinlich in deutschen Fußballclubs auch nicht anders, oder ihr Fußballexperten? Als dann, hier die Szene São Paulos:

SPFC

Der FC São Paulo (SPFC) wurde 1930 gegründet, dann ein zweites Mal 1935. Beim zweiten Mal wurden zwei Vereine zusammengelegt, die bereits um die Jahrhundertwende aktiv waren. Einer davon, Athletico São Paulo, zählt zu den Ersten der brasiliansichen Fußball-Liga. In seinem Gründungsjahr 1901 war Fußball in Brasilien noch nicht populär. Die Briten hatten den Sport mitgebracht, daher spielte man in den ersten Jahren ausschließlich im elitären Kreis britischer Einwanderer beziehungsweise in der Oberschicht.

corinthians

Damit kommen wir zu den Corinthians Paulista. Dieser Verein wurde 1910 gegründet und sollte, im Gegensatz zum „britischen“ Prinzip, ein Fußballverein für alle, also auch für die einfachen Arbeiter sein. So wurde auch der Name der englischen Amateurmannschaft „Corinthians“ übernommen, die im Jahr 1910 alle Spiele gegen brasilianische Teams (Oberschicht) gewannen. Das Image des „Arbeiterclubs“ haftet den Corinthians bis heute an und wird liebevoll gepflegt. Dies gilt im übrigen auch für das elitäre Image des FC São Paulo, der passenderweise sein Heimatstadion in Morumbi hat, einem wohlhabenden Stadtteil São Paulos.

PALMEIRAS

Palmeiras, die Dritten im  Bunde, gibt es seit 1914. Gegründet wurde der Club von Corinthians-Anhängern italienischer Abstammung, die, inspiriert durch den Besuch zweier italienischer Fußballvereine, nun ihr eigenes Team haben wollten (typisch Italiener!): genannt Palestra Itália – heute Palmeiras. Schnell wanderten viele ehemalige Corinthians-Anhänger ab, die in der Folge als Verräter bezeichnet wurden. Bis heute lebt diese Rivalität und die beiden Clubs sind wirklich erbitterte Gegner.

Vorgestern standen Palmeiras gegen Corinthians im Heimatstadion der Corinthians „Pacaembu“ in der Entscheidung zum brasilianischen Fußballmeister. Palmeiras war schon lange raus, aber die Corinthians hatten als Tabellenerster eine gute Chance, wenn sie das Spiel gewinnen oder der Tabellenzweite, Vasco da Gama aus Rio, nicht mehr als ein Unentschieden schafft. Zweiteres ist geschehen und im Anhang der Jubel der Corinthians-Fans in unserem Veedel kurz nach Abpfiff.

Übrigens: unsere Straße scheint halbehalbe Corinthians/Palmeiras zu sein. Das können wir jeden Spieltag hören, wenn sich die Fans der beiden Mannschaften quer über die Straße Schimpfworte an den Kopf brüllen oder sich ein Gefecht mit Krachern liefern. Chupa (Sch…lutscher) ist dabei der Ausdruck allererster Wahl 🙂 pe

 

VERBOTE

Als ich letzte Woche am Strand zum ersten Mal ein Schild sah, auf dem darum gebeten wurde, NICHT mit dem Auto AUF den Strand zu fahren, musste ich noch grinsen, denn der Brasilianer braucht tatsächlich teilweise Verbote für Dinge, die doch eigentlich selbstverständlich sind. Mit dem Auto auf den Strand??? Schon einen Tag später sah die Sache ganz anders aus, nämlich als wir beschlossen, AN den Strand von Jureia zu fahren.

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Dieser Strand erstreckt sich über 20 km, ist sehr wild und verlassen und an seinem nördlichen Ende wuchert der Regenwald ins Meer. An seinem Anfang sind wir gelandet und waren etwas irrtiert, als ein kleiner Bus, bepackt mit biertrinkenden und grölenden Brasilianern an uns vorbei zog, zum Strandzugang durch eine Düne bretterte und dann Richtung Norden verschwand.

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Da haben wir nicht lange überlegt – und sind hinterher! (Ja ich weiß: Böse, Böse, ja ich weiß!!!) Aber eigentlich hat dort keiner wirklich überlegt – auf dem Strand parkten jede Menge Autos und viele sind auf diesem Weg natürlich auch weiter nach Norden gefahren. 😉 Und bis auf einige Prile, die man durchqueren musste, übrigens eine sehr angenehme Fahrbahn und ein riesen Spaß!

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Irgendwann hieß es dann via Schild: „Stopp, hier bitte nicht weiterfahren, Gefahr stecken zu bleiben!“ (Aha, man ging also von offizieller Seite doch klar davon aus, dass die meisten allen Verboten zum Trotz mit dem Auto anreisen würden – großartig!). Wir haben also sicherheitshalber geparkt und sind zu Fuss los. Der kleine Bus vor uns übrigens nicht. Die haben kurz eine kleine Schleife gedreht, sind durch den Pril und holla die Waldfee weiter …

Etwa eine Stunde später folgendes Bild:

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Nun ging mir allerdings auch etwas der Hut, denn die Flut war zu allem Überfluss im Anmarsch und ich hatte überhaupt keine Lust, etwas ähnliches zu erleben, nämlich auch stecken zu bleiben. Also hab ich unseren Rückweg „erquengelt“, was bedeutete, nicht bis zum Ende laufen, nicht den Regenwald genießen, sonder Ratz Fatz zurück. Ganz bald saßen wir dann auch wieder im Auto und sind heil durch die Einfahrt/Ausfahrt-Düne gefahren, ohne dass Schlimmeres passiert wäre. Puuuuh!

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Das Auto ließen wir nun außerhalb des Strandes und bauten unser Lager in der Nähe direkt hinter ein paar Hölzern auf, die in den Boden gerammt waren, damit niemand durch- und auf die andere Seite fahren kann. Das nenn ich mal ein funktionierendes Verbot! 🙂 Dort hatten wir dann großen Spaß, die weniger glücklichen Fahrer beim Versuch zu beobachten, durch die Düne zu kommen, denn die Spurrillen waren zwischenzeitlich vollkommen ausgefranst. Da wurde Anlauf genommen und geschoben und getrickst, dort versammelten sich Menschen, die gute Ratschläge oder ein zupackendes Wesen hatten, um den Steckengebliebenen zu helfen, doch erst ein LKW – ja genau – ein LKW AUF dem Strand brachte die Spur letztendlich wieder ans Laufen.

Am sympathischsten an der Geschichte finde ich, dass der Brasilianer ein Verbot auf Schilder schreibt, dieses dann später noch mal verstärkt, nach dem Motto: „Doch, es ist uns wirklich ernst“ um dann zum Schluss eine Sperre aufzubauen, weil er genau weiss, dass sich keine Socke daran hält 🙂 pe

BAYERN DE MUNIQUE

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Neee, neee, neee – also das war ja wohl nichts! Drei Matchbälle und alle versiebt! Da können einem selbst die Bayern ein bisschen leid tun. Gesehen haben wir das Endspiel der Champions League im São Cristovão, besagter Boteca, in die wie uns eigentlich fast immer begeben, wenn es etwas „amtliches“ in Sachen Fußball zu gucken gibt, weil die es übertragen.

Gestern sogar inklusive Merchandising wie kleinen Tischaufstellern und Buttons, die die Live-Übertragung des Spiels angekündigt haben. Das habe ich dort bisher noch nicht gesehen und wir hatten kurz Sorge, dass sich auch ein Kamerateam blicken lässt, um ein paar Kommentare einzufangen. Das haben die aber schön bleiben lassen.

Viele der anwesenden Fußballfans waren auf unserer Seite, teilweise sogar im passenden Outfit. Aber es gab auch reichlich „blaue“ Seelen und so wurde während des 2-stündigen Fußballfiaskos mal hier „Hurra“ geschrieben und mal dort „Não“, mal hier die Hände vors Gesicht geschlagen und mal dort „Goooool“ gejubelt.

Bundesligafinale, Pokalendspiel und Champions League – jetzt sind wir warm und freuen und schon auf die Fußball-EM, die natürlich auch verfolgt werden muss. Unsere Handtücher haben wir im São Cristovão jedenfalls schon ausgelegt! pe

GOOOOOOOL

Anbei eine filmische Kostprobe der brasilianischen Verbalakrobaten sprich Fußball-Kommentatoren. „FernandoFernandoFernandoTooooores de novo!“ Da können sich die deutschen Kollegen aber noch ein Scheibchen von abschneiden, oder? 😉 pe

DEUTSCHLAND VS PORTUGAL

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Dank guter Beziehungen, extremer Hartnäckigkeit und der Unterstützung eines Portugalfans ist es uns gestern gelungen, trotz des parallel laufenden Freundschaftsspiels Brasilien-Argentinien (3:4) in einer hinteren Ecke des São Cristovão das erste Spiel der deutschen Nationalmanschaft anzuschauen. Der nette Portugal-Brasilianer wird übrigens nie wieder während eines laufenden Spiels Fotos der gegnerischen Fans schießen, denn exakt in der Sekunde als er es tat, fiel das Tor für Deutschland 🙂 pe

NEUES AUS SÃO PAULO

YEP … auf ein Neues. Seit einem Monat sind wir wieder hier. Der Anfang war schwer, wie schon gesagt, aber jetzt sind wir angekommen. Jo hatte direkt viel zu tun mit den Deutsch-Prüfungen in der Schule. Das nennt sich deutsche Sprach-Diplom-Prüfungen, das bedeutet, dass die neunten Klassen die erste Stufe machen, die 11ten und 12ten die Zweite.

Pe: Was heisst denn das???
Jo: Heisst, wenn sie das DSD 2 (nicht DSDS) haben, können sie direkt an den deutschen Hochschulen studieren.
Pe: Hmmm. Wieviel haben das geschafft?
Jo: Kann man nicht sagen – die Ergebnisse kommen erst im November/Dezember.

(Das wird gerade ein Interview …)

Pe: Und sonst Jo?
Jo: Jetzt die nächste große Aufgabe ist das Abitur: Im September die schriftlichen, im November die mündlichen Prüfungen!
Pe: Aha. Und was heisst das für deine Arbeit?
Jo: Das heisst, einen anstrengenden Monat, um unsere 19 Schüler erfolgreich durchs Abitur zu führen.
Pe: Möchtest du sonst noch was sagen?
Jo: Jou, so langsam hat man die Sache ein bißchen im Griff in der Schule. Man kennt jetzt die Abläufe. Und kann in der nächsten Zeit stärker gestalterisch tätig werden.
(Man)
Pe: Und sonst?
Jo: Ja, ansonsten freue ich mich auf die gemeinsamen Ausflüge demnächst mit meiner Frau, um das Land etwas mehr kennenzulernen.
Pe: Schnarch!
(Jo guckt in die Luft!)
Pe: Was heisst das?
Jo: Tja. Immer weiter nach vorne, ach Quatsch, schreib doch nicht sowas. Die nächsten Herausforderungen warten schon!
Pe: Wir sind doch hier nicht bei Spiegel Online!
Jo: Nee. Bei Petis Blog!
Pe: Ja und?
Jo: Da muß man schon Farbe bekennen!
Pe: Seit wann das denn ;-)?
Jo: Eigentlich schon immer. Aber ich hab mich noch nicht so getraut!
Pe: Warum denn nicht?
Jo: Peti schreibt zu gut
Pe: Quatsch!
Jo: Doch, das schreibst du bitte!
Pe: Find ich doof!
Jo: Das sehen alle Leser anders.
(Will ich nicht schreiben!)
Pe: Aber du kannst gut schreiben, Jo!
Jo: Ich werde es versuchen!
Pe: Wann?
Jo: Hmmmmm. Du wirst schon sehen!
(Na toll!)
Pe: Wann?
(Lach auf beiden Seiten!)
(Pause!)
(Pause!)

Jo: Es reicht jetzt.
Pe: Wieso?
Jo: Ich lasse mich nicht festnageln.
Pe: Will ich doch gar nicht!
Jo: Oh doch!
(Na toll)
Jo: Lies mal das Ganze jetzt!
Pe: Nein
Jo: Warum nicht!
Pe: Weil ich nicht will!
Jo: Ich muß das erst authorisieren!
Pe: Musste nich!
Jo: So gehört sich das aber!
(LOL)
Jo: Na toll.

SEXTA OP D’R ECK

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Sexta-feira (sprich: sessta) bedeutet einfach nur Freitag. Freitag hat bekanntermaßen nicht nur für den durchschnittlichen Brasilianer eine überaus wichtige Bedeutung, sondern auch für den Rest der Welt. Während die einen sich an einem Freitag religiösen Pflichten  unterziehen, hat der Freitag für den Brasilianer (und natürlich für viele andere auf der Welt) eher profanen Charakter. Denn eine Woche Arbeit ist vorbei und nun kommt die Zeit der Erholung.

Während unsereiner (meistens) sich zuerst einmal nach Hause begibt, sich etwas ausruht, gemeinsam mit den Lieben das Wochenende plant, verliert der Brasilianer speziell der Paulistano  hingegen keine Zeit (zumal auch schon dessen Heimfahrt an einem Freitag unter Umständen schon ca. drei Stunden dauern kann). Spätesten um 19 Uhr sind die Lanchonetes in unmittelbarer Nähe der Büros und sonstigen Arbeitsstätten voll, und das heißt wirklich voll.

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Ebenso schnell ist der erholungsbedürftige Brasilianer auch voll, denn vor allem das Bier fließt in Strömen (man trinkt hier doch eher viel Bier und weniger Caipirinha, Klischee lässt grüßen). Interessant sind auch die Deckel, die getrunkenen Flaschen lässt man so lange stehen, bis man bezahlt. Und heimlich wegräumen oder auf einen anderen Tisch schmuggeln, das gibt es hier nicht.

Zwischen 22 und 23 Uhr ist der Tanz vorbei, der Brasilianer möchte nach Hause, denn das Wochenende muss ausgenutzt werden: Samstagmorgen Sport, nachmittags Feijoada (Bohnen, Reis und stundenlang gekochte Schweineinnereien, -ohren,- schwänze und -füße, hmmm, lecker, koch ich euch mal, wenn wir wieder in der Heimat sind :-)) mit Bier und Caipirinha, dann ausruhen und verdauen, dabei Fussball schauen. Spät abends auf die Piste und solange durchhalten, wie es geht, mit oder ohne Hilfsmittel – meist bis Sonntagnachmittag. (Sehr häufig gehts mit dem eigenen Wagen nach Hause, das mit dem Alkohol am Steuer sieht der Brasilianer nicht so eng.) Was für ein Programm…

Die Bilder stammen von der Lanchonete in unmittelbarer Nähe zu unserem alten Haus, sozusagen „Op d‘ Eck“. Jo

NET #2

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To be continued, hab ich beim letzten Artikel über NET (NETSCHIE) geschrieben – ahnte damals allerdings noch nicht, dass wir noch einmal umziehen werden und damit die ganze Chose von vorne beginnt! Als dann …

1. Umzug ist erfolgt, Besuch bei NET vor Ort, neue Adresse durchgegeben und Änderungen besprochen. Im Klartext: a) Kündigung des zusätzlichen Telefon- und Internetanschlusses. b) Techniker soll bitte vorbeikommen und TV, Telefon und Internet anschließen, Zeitfenster nachmittags!!! c) Änderung des Leistungspaketes (das geht erst, wenn Techniker die Basisinstallation vorgenommen hat. Doof – weil man muß nochmal hin)  ///

2. Techniker kommt abends und schließt TV und Telefon an. Internet klappt nicht, da im Viertel zur Zeit kein Netz ///

3. Am nächsten Tag immer noch kein Netz – Anruf bei NET wegen neuen Termins (kompliziert, weil durch drei Instanzen weitervebunden wird – aber immerhin: das können wir jetzt selber!) ///

4. Techniker kommt 3 Tage später und schließt Internet an. Sagt, sein Vorgänger hätte einen Fehler gemacht ///

5. Bis dahin alles ok – WLAN überall in der Wohnung möglich  ///

6. Erneuter Besuch bei NET, um nun wie besprochen das Paket zu ändern. Gewünscht: weniger TV-Kanäle und Erhöhung der Leistung von 6MB auf 10MB. Neuer Besuchstermin wird vereinbart ///

7. Techniker kommt – ist aber nur für TV zuständig und schließt neues NET-Modem an – Teile der Programme jetzt in HDTV (feine Sache) ///

8. Andere Techniker (diesmal 2 Mann) kommen etwa 1 Stunde später und checken den Internetanschluß. Stellen fest, dass der zweite Intenetzugang noch nicht abgemeldet ist. Versprechen, dass sie das an NET weiterleiten ///

9. Zwei Tage später wird das Netz lahm – nur noch eingeschränkt WLAN möglich ///

10. Erneuter Anruf bei NET und Vereinbarung eines Termins ///

11. Mitarbeiter kommt zwei Tage später und prüft die Verbindung. Sagt, es läge am WLAN-Router und er könne nichts machen. Wir sagen, das er vorher noch bestens funktioniert hat – selbst mit 6MB. Er kann nichts machen ///

12. Anderer Mitarbeiter kommt kurze Zeit später (Rosenmontag, morgens um 9h, unanfgefordert) und will den NET-Router mitnehmen sowie das Internet abklemmen ///

13. Wir können ihn davon abhalten und erklären die Situation. Er vereinbart neuen Techniker-Termin zur Überprüfung der Leitung und des Signals, da er nur für das Abklemmen von Leitungen zuständig ist. Jo sagt, ich sei nicht nett gewesen ///

14. Internet-Zugang liegt nach Abgang des Technikers lahm, funktioniert erst nach einiger Zeit wieder ///

15. 8ter Techniker war gerade da. Ergebnis: a) Wir haben eine 10MB starke Verbindung, aber der WLAN Router scheint dem nicht mehr gewachsen? Warum weiß er nicht. Idee: Es gibt in der Gegend wohl „NEUE“ Interferenzen. b) NET ist nicht für WLAN-Router verantwortlich (obwohl der Techniker netterweise eine neue IP-Adresse vergeben hat – was aber auch nichts an der Situation ändern konnte). Empfehlung: Neuen WLAN Router kaufen – nicht NETGEAR, sondern D-LINK mit 3 Antennen ///

16. Unsere letzte Idee, nämlich dass wir beim Einzug vielleicht vorrübergehend noch über die Leitung unserer Vormieterin ins Internet gegangen sind und dass diese evtl. 50MB stark war, hat sich nach Abklärung nun auch nicht als Lösung ergeben. Das waren nämlich nur 3MB und alles lief einwandfrei 17. Das Problem ist nicht gelöst , aber jetzt muß es ohne NET gehen! pe

GUTEN MORGEN

Wenn Sie bitte mal reinhören möchten … dieses ist ein Ausschnitt aus einem, bereits eine Woche andauernden Konzert, welches in der über uns liegenden Wohnung jeden Tag von 9h bis etwa 17h mit einem 3 Mann Orchester aufgeführt wird. Herrlich! pe

 

HALLO LEUTE

Ich bin’s, Jo(chen), mit ein paar Gedanken zu dieser Stadt, die unser Zuhause in den nächsten Jahren sein wird.

São Paulo, Megacity oder Moloch? Einerseits andererseits? Geht das überhaupt oder ist São Paulo nur ein zum Scheitern verurteilter Versuch? Sozusagen die Quadratur des Kreises? Die Anforderung moderne Urbanität und die schiere Masse Mensch zu vereinen, scheint in São Paulo immer kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, aber dann funktioniert es irgendwie doch, bis auf wenige Ausnahmen. Von einigen Phänomenen dieser erstaunlichen Funktionalität im Chaos hat die Peti im Block schon berichtet, weitere Beschreibungen werden von uns folgen. jo

BEVORRATUNG

Sagt mal Mädels, ist das bei euch eigentlich auch so, wenn ihr den Mann fragt, was man abends kochen könne bzw. was einzukaufen sei? Jo’s erste Frage lautet immer: „Haben wir noch Milch?“ Auf die Antwort : „Yep, 1 bis 2 Tüten!“ kommt garantiert: „Ich bring sicherheitshalber noch was mit!“ Sicherheitshalber?

Was soll denn passieren, mitten in der Stadt, fußläufig 15m vom nächsten Büdchen entfernt? Mittlerweile horten wir Milchvorräte, die uns locker durch den nächsten harten Winter bringen 😉

Ich will nicht klagen, denn ich finde es natürlich gut, dass die Kerls uns das Schleppen von schweren oder unhandlichen Gegenständen abnehmen. So ’ne Lage Milch kommt locker auf 10 Kilo. Ein Kasten Wasser oder eine Palette Dosenbier entsprechend. Aber ich glaube, es ist nicht allein Ritterlichkeit, die hier den Ausschlag gibt. Das ist Bequemlichkeit!

Toilettenpapier, Milch, Wasser, Dosenbier! Der 4-Elemente-Großeinkauf zur Befriedigung ALLER männlichen Bevorratungsgelüste. Damit ist der Sorgfaltspflicht gegenüber kreativer Haushaltsführung genüge getan! Was darüber hinaus geht, ist Kür und obliegt ganz der weiblichen Phantasie.

Diese vier Elemente können entspannt bei EINEM (1) Einkauf im Großhandel erledigt werden. Einmal den Wagen vollladen und dann ist es bis zum Ende des Monats gut! Die frischen Dinge kann man ja nebenher zurecht shoppen, quasi im Vorbeigehen. Habt ihr JEMALS eure Jungs mit einem Körbchen am Arm Kleinigkeiten „im Vorbeigehen“ shoppen sehen? „Ach Schatz, mir ist da gerade eingefallen, wir brauchten ja noch Gemüse!“ ??? 🙂 pe

SPFC

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Oder São Paulo Futebol Clube. Über Fußball möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht reden – das kann Jo viel besser – mir geht es um die brasilianische Baukunst, die ich ja schon einige Male gelobt habe.

Neulich allerdings, als wir uns ein Spiel des SPFC im Heimstadion angesehen haben, war davon nicht viel zu merken. In der zweiten Halbzeit ging ein prächtiges Gewitter los, das zu Spielunterbrechung und plötzlicher Leerung der unüberdachten Oberränge führte. Glücklicherweise waren die Unterränge nicht besetzt, denn sonst hätten die Fans ganz vorne sicher eine kalte Dusche bekommen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Wassermassen, die sich auf dem Gebäude angesammelt haben, wurden nicht etwa elegant nach außen abgeleitet, sondern landeten über säuberlich verteilte Ausgüsse mitten im Stadion, kurz vor dem Unterrang. Da hat sich jemand mal richtig Gedanken gemacht 🙂 pe

PRIDE 2010

Seit 1997 findet in São Paulo die Gay Parade statt – anfangs mit ca. 2000 Menschen, mittlerweile sind es 3,5 Mio und damit ist die Parade wohl die Größte der Welt. Ein ordentliches Kontrastprogramm zu der Business-Geschäftstätigkeit, die normalerweise auf der Avenida Paulista zwischen den Bankentürmen stattfindet. Und ähnlich wie in Köln, bricht auch hier bei den feieraffinen Brasilianern das zweite Mal im Jahr der Karneval aus 🙂 pe

FUTEBOL

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Wird hier „Futschibolli“ ausgesprochen 🙂 Und schießt einer ein Tor, singt der Kommentator Gooooooooooooooooollllllllllllll – das hört sich etwa so an, wie Michael Buffer beim Boxen. Gut so, denn so bekommt man auch trotz der Vuvuzelas mit, wenn was wichtiges passiert ist!

Gestern haben wir viel Gol gehört – 4:0 hat warscheinlich keiner getippt oder erwartet, oder? Selbst der Brasilianer hat der Leistung des deutschen Teams Respekt gezollt. Das sollen die auch erstmal besser machen – morgen um 15.30h, wenn hier angeblich außer Futebol nichts mehr geht. Wir werden sehen und berichten! pe

FUTEBOL II

Auto

Die Brasilianer sind weiter, die Deutschen auch … alles gut in Fußballien. Tatsächlich ist es hier so, dass wenn Brasilien spielt, die Straßen leer und die Botecas voll sind. Die Geschäfte, selbst Banken haben geschlossen, Taxifahrer bleiben an ihren Halteplätzen, die meist einen eingebauten Fernseher haben und wenn man was will, sollte man besser bis zur Halbzeit abwarten.

Diesen Zustand haben wir ausgenutzt, um am Sonntag während des Brasilienspiels von der Küste nach Hause zu fahren. Natürlich begleitet vom Kopfschütteln des Brasilianers, der so etwas niemals tun würde. Normalerweise bedeutet eine Rückfahrt vom Meer sonntagnachmittags 4 Stunden Stau, weil ja alle gleichzeitig wieder nach São Paulo wollen. Am Sonntag haben wir das jedoch in schlanken 2 Stunden geschafft – in der ganz regulären Zeit.

Dafür gabs das Spiel dann im Autoradio. Drei Sprecher haben sich den Kommentar geteilt – das ist auch angebracht, wenn man hört, wie schnell die Jungs reden können. Bemerkenswert. Reden und Luftholen erfolgt da in etwa zur selben Zeit. Leider ist der erste Gol-Schrei nicht drauf – ich glaube das waren 30 Sekunden. Mindestens 🙂 Hier eine Kostprobe! pe

4:1

Kurz vor dem Vierten und währenddessen. Und wieder per Zufall und in Echt – ich schwöre! (Vorne rechts sitzt übrigens ein brasilianischer England-Fan!) Vielleicht ist das Bild ja ein gutes Omen fürs Spiel morgen?! Des Daumendrückens der Brasilianer können wir uns sicher sein – die wollen unbedingt die Argentinier loswerden.

Naja, dafür haben wir wohl nichts gegen einen Sieg von Brasilien gegen Holland, oder? 😉 Es ist jetzt 10h in São Paulo – eine Stunde vor Anpfiff – die Straßen werden leer, die Tröten lauter und die Kneipen füllen sich langsam oder schließen ab. Es liegt Spannung in der Luft. pe

BIS BALD

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So, das wars dann auch vorerst mit meiner Berichterstattung aus São Paulo. Noch 2 x Fußballgucken und dann fliegen wir schon nach Deutschland, um den Juli in der alten Heimat zu verbringen. Wir freuen uns schon wie Jeck auf Zuhause und darauf, euch endlich wiederzusehen.

Und natürlich auch auf Kölsch, richtiges Brot und Fleischwurst vom Ring – so einfach kann das Leben sein 🙂 Um beijo*** pe&jo