WHAT A DAY!

Heute um 14 Uhr hatte ich einen Termin bei unserem Lieblingszahnarzt, Jo um 15 Uhr beim Hausarzt. Also sind wir gemeinsam durch die Tür, Jo hat mich vor der Arztpraxis abgesetzt und ist dann weiter zu seinem Date gefahren. Bis dahin alles fein! Beim Zahnarzt dann fragende Blicke und was ich denn schon hier wolle, mein Termin sei doch erst für 15 Uhr im Computer vermerkt. In meinem Timer übrigens auch – wer liest ist klar im Vorteil. Also doof – eine Stunde warten – dafür Vanity Fair lesen und Klassik hören!

Nach 2 Stunden wieder Zuhause angekommen stellte ich vor der Eingangstür fest, dass sich kein Schlüssel in meiner Tasche befand und dass Jo wohl noch unterwegs sein müsse, öffnete doch niemand die Tür trotz mehrmaligen Klingelns und lauten Fluchens. Unnötig zu erwähnen, dass ich auch weder das Handy dabei, noch Jos Telefonummer im Hirn hatte, wir uns demnach nicht erreichen konnten. Also ganz toll – wieder warten – diesmal im Treppenhaus.

Als nach anderthalb Stunden immer noch kein Jo auftauchte wurde ich langsam unruhig. Außerdem war es im Treppenhaus nicht nur stockdunkel, sondern mittlerweile auch gefühlt unter Null Grad kalt und ich war fürs draussen warten doch ein wenig zu dünn angezogen. Was tun? Am Besten erstmal in der Portaria (also bei den Herren, die unten am Eingang aufs Haus aufpassen) nachfragen. Zum Beispiel, ob sie einen Generalschlüssel (oder Dietrich) haben oder mich zum Warten ins warme Fitnessräumchen lassen. Haben sie. Ersteres natürlich Nein, Zweiteres Ja.

Na gut, eine Extra-Einheit Sport schadet nicht und macht zudem warm. Aber nach einer halben Stunde auf der Stelle Fahrrad fahrens, Gewichte hebens und Stepper tretens war immer noch kein Jo in Sicht und Madame mittlerweile doch sehr beunruhigt – es könnte ja etwas passiert sein. Dann vielleicht doch lieber den Schlüsseldienst herbeibitten und für teuer Geld die Tür aufsperren lassen, dafür aber bald wieder in der Nähe des Telefons sein – man weiss ja nie, sicher ist sicher.

Doch vor den Schlüsseldienst hat der liebe Gott die Portaria gestellt, in der ich mich nun häuslich niederlassen, meine Geschichte erzählen und derweil mit den beiden Herren etwa 300 Visitenkarten durchwühlen durfte, bis fest stand, dass keiner eine Nummer vom hiesigen Schlüsseldienst hatte. Daher wurde der Hausmeister herbeigerufen, der sich etwas besser in den tiefen Schubladen der Einbauschränke von 1970 auskannte und schnell Gesuchtes hervorzauberte. Gute Ratschläge gab es natürlich frei Haus. Und ein Stück Abendbrot-Pizza. Sehr gastfreundlich! Während des Wartens immer wieder der Blick auf die Überwachungsmonitore – denn es könnte ja sein, dass der Gatte doch noch vor dem Schlüsseldienst eintrifft?

Nun, dem war nicht so, der Schlüsselmann war schneller und hatte innerhalb von 2 Minuten die Tür geknackt. Wie sich das gehört. Und ich war 65 R$ ärmer – wie sich das gehört. Verglichen mit den Honoraren deutscher Schlüsseldienste ein fairer Preis. Auf dem Küchentisch dann ein Zettel vom Mann, dass er sich mit der Uhrzeit vertan hatte, statt 15 Uhr hätte er schon um 14 Uhr beim Arzt sein müssen. Nun sei er noch einmal losgefahren, um seinen Ersatztermin um 17.30 Uhr wahrzunehmen und es könne etwas später werden, ich solle also nicht mit dem Abendbrot auf ihn warten. pe

VERBOTE

Als ich letzte Woche am Strand zum ersten Mal ein Schild sah, auf dem darum gebeten wurde, NICHT mit dem Auto AUF den Strand zu fahren, musste ich noch grinsen, denn der Brasilianer braucht tatsächlich teilweise Verbote für Dinge, die doch eigentlich selbstverständlich sind. Mit dem Auto auf den Strand??? Schon einen Tag später sah die Sache ganz anders aus, nämlich als wir beschlossen, AN den Strand von Jureia zu fahren.

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Dieser Strand erstreckt sich über 20 km, ist sehr wild und verlassen und an seinem nördlichen Ende wuchert der Regenwald ins Meer. An seinem Anfang sind wir gelandet und waren etwas irrtiert, als ein kleiner Bus, bepackt mit biertrinkenden und grölenden Brasilianern an uns vorbei zog, zum Strandzugang durch eine Düne bretterte und dann Richtung Norden verschwand.

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Da haben wir nicht lange überlegt – und sind hinterher! (Ja ich weiß: Böse, Böse, ja ich weiß!!!) Aber eigentlich hat dort keiner wirklich überlegt – auf dem Strand parkten jede Menge Autos und viele sind auf diesem Weg natürlich auch weiter nach Norden gefahren. 😉 Und bis auf einige Prile, die man durchqueren musste, übrigens eine sehr angenehme Fahrbahn und ein riesen Spaß!

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Irgendwann hieß es dann via Schild: „Stopp, hier bitte nicht weiterfahren, Gefahr stecken zu bleiben!“ (Aha, man ging also von offizieller Seite doch klar davon aus, dass die meisten allen Verboten zum Trotz mit dem Auto anreisen würden – großartig!). Wir haben also sicherheitshalber geparkt und sind zu Fuss los. Der kleine Bus vor uns übrigens nicht. Die haben kurz eine kleine Schleife gedreht, sind durch den Pril und holla die Waldfee weiter …

Etwa eine Stunde später folgendes Bild:

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Nun ging mir allerdings auch etwas der Hut, denn die Flut war zu allem Überfluss im Anmarsch und ich hatte überhaupt keine Lust, etwas ähnliches zu erleben, nämlich auch stecken zu bleiben. Also hab ich unseren Rückweg „erquengelt“, was bedeutete, nicht bis zum Ende laufen, nicht den Regenwald genießen, sonder Ratz Fatz zurück. Ganz bald saßen wir dann auch wieder im Auto und sind heil durch die Einfahrt/Ausfahrt-Düne gefahren, ohne dass Schlimmeres passiert wäre. Puuuuh!

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Das Auto ließen wir nun außerhalb des Strandes und bauten unser Lager in der Nähe direkt hinter ein paar Hölzern auf, die in den Boden gerammt waren, damit niemand durch- und auf die andere Seite fahren kann. Das nenn ich mal ein funktionierendes Verbot! 🙂 Dort hatten wir dann großen Spaß, die weniger glücklichen Fahrer beim Versuch zu beobachten, durch die Düne zu kommen, denn die Spurrillen waren zwischenzeitlich vollkommen ausgefranst. Da wurde Anlauf genommen und geschoben und getrickst, dort versammelten sich Menschen, die gute Ratschläge oder ein zupackendes Wesen hatten, um den Steckengebliebenen zu helfen, doch erst ein LKW – ja genau – ein LKW AUF dem Strand brachte die Spur letztendlich wieder ans Laufen.

Am sympathischsten an der Geschichte finde ich, dass der Brasilianer ein Verbot auf Schilder schreibt, dieses dann später noch mal verstärkt, nach dem Motto: „Doch, es ist uns wirklich ernst“ um dann zum Schluss eine Sperre aufzubauen, weil er genau weiss, dass sich keine Socke daran hält 🙂 pe

WENN …

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… an einem ganz normalen Samstagnachmittag im März ein Haufen Dudelsack spielender Männer in Schottenröcken mitten durch Vila Madalena spaziert, kann es sich eigentlich nur um eine Veranstaltung anlässlich des St. Patrick’s Day handeln. Und so war es dann auch. pe

NHOQUE DA SORTE

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Gnocchi des Glücks. Dass Nudeln glücklich machen, wissen wir ja alle. Aber im speziellen nur am 29ten eines Monats? Die spinnen, die Brasilianer 🙂 Haben wir gedacht und sind einer Einladung zum Glücks-Gnocchi-Essen gefolgt.

Anlass war ein Aufruf zur Spende für eine Organistation, die Kinder in einer Favela unterstützt, die Associação Cultural Constelação http://www.constelacao.org.br/. Wenn die Eltern morgens zur Arbeit fahren, werden die Kinder von ehrenamtlichen Helfern in einer Art Halbtagesstätte betreut. Ganz hoch im Kurs steht die Kunst und deren Förderung. Eines der Mädchen hat es somit schon zu einer beachteten Künstlerin in São Paulo gebracht. Die Art der Hilfe ist unterschiedlich: Manche spenden Geld oder Hilfsmittel, andere helfen vor Ort und betreuen die Kinder, andere wiederum setzten ihr KnowHow ein und kümmern sich unentgeltlich, so wie unser Zahnarzt Dr. Andrew, der zu dieser Veranstaltung eingeladen hat.

Zurück zu den Nudeln. Das geht so: Man lade Gnocchi auf und lege einen Geldschein unter den Teller. Dann esse man die ersten sieben Gnocchi im Stehen und denke dabei an einen Wunsch. Nun darf man sich wieder setzen und ganz normal weiteressen. Der Geldschein ist jetzt ein Glückssymbol und die meisten bewahren ihn während des Monats im Portemonnaie auf (Also nur kleine Scheine nehmen 😉 ) Am nächsten 29ten wird das Ganze gerne wiederholt. Manche nehmen auch drei der ersten sieben Gnocchi mit, trocknen sie und heben sie in ihrer Tasche als Glücksbringer auf … Hmmmmm?

Die Herkunft dieser Tradition habe ich gegoogelt und einen Text über Uruguay gefunden, der das Ritual beschreibt. Der Ursprung ist nicht ganz klar. Es könnte von den südamerikanischen Bauern stammen, die am Ende des Monats nur noch Kartoffeln und Mehl übrig hatten. Andere sagen, dass am Ende des Monats Zahltag war und die Menschen sich daher Gnocchi gegönnt haben. Dazu würde passen, dass in Südamerika faule Beamte, die nur einmal im Monat ins Büro gehen, um ihren Scheck abzuholen, Gnocchi genannt werden. Wieder andere sagen, es wäre einfach die clevere Erfindung eines Pasta-Konzerns.

Jedenfalls eine lustige Sache, die wir nun regelmäßig wiederholen werden – ein bißchen Glück kann ja nicht schaden 🙂 pe

DAS BRASILIANISCHE NEIN

Soll man Stefan Zweig in seinen Ausführungen im Buch „Brasilien – Land der Zukunft“ Glauben schenken, so ist der Brasilianer an sich ein friedliebendes Volk. Freundlich, nett, ein wenig unschuldig oder naiv und vor allem harmoniebedürftig.

So ganz kann ich diese Meinung nicht teilen – siehe man nur mal das Verhalten im Straßenverkehr – aber etwas scheint dran zu sein. Denn wer soooo freundlich sein soll, kann sicher nicht ohne weiteres NEIN sagen!

Da kann man wirklich noch einiges lernen, vom Brasilianer. Daher habe ich hier anhand von Fallbeispielen ein paar Übungen vorbereitet:

1. In der Rolle der Sprachlehrerin

Man verabrede einen Termin, sage dann aber kurz vorher (max 2 Stunden) wieder ab, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Auch diesen Termin verschiebe man unter heftigem Bedauern auf ein anderes Mal. Beim dritten Mal unternehme man gar nichts, gehe nicht hin, dafür schreibe man aber sofort einen Tag später eine Nachricht, wie leid es einem tue – und verabrede ein weiteres Mal. Und so weiter. Wichtig ist, dass die Gründe und Zeiträume immer anders gewählt werden.

Der Erfolg: Der Andere meldet sich ganz sicher nie wieder!

2. In der Rolle des Handwerkers

Man unterhalte sich am Telefon über ein Stück „Gewerk“, was zu erledigen ist. Man zeige sich begeistert, ja regelrecht enthusiastisch über den bevorstehenden Auftrag und erkläre sich gerne bereit, zu einem gemeinsamen Termin vor Ort zu erscheinen, um ein Angebot anzugeben. Und dann schalte man das Telefon aus und melde sich nicht mehr. Selbstverständlich erscheine man auch nicht zum vereinbarten Treffpunkt, der via Mailbox erhalten wurde.

Der Erfolg: Der Job geht garantiert an einen anderen.

3. In der Rolle der Physiotherapeutin

Man stelle sich via Internet mit seinem Handwerk vor. Es melden sich bestenfalls potentielle Kunden, auch telefonisch via Mailbox. Man lasse den Tag zu Ende gehen und rufe dann möglichst spät (etwa ab 23h) zurück, mit der Betonung, wie leid es einem tue, aber dass es nicht anderes gehe. Dieses Gespräch muß unbedingt ergebnislos bleiben und mit einem weiteren versprochenen Rückruf enden. Dieser darf aber nicht erfolgen, so dass der Andere sich von allein meldet. Dann absolut unverbindlich bleiben und klarstellen, dass ein Termin eventuell möglich sei, zwischendurch, aber nicht verabredet werden kann.

Der Erfolg: Der Kunde wird sich abwenden.

4. In der Rolle des Auftraggebers

Man stelle einen neuen Job in Aussicht und gebe dem Anderen die dafür nötigen Unterlagen mit der Bitte, sie innerhalb kurzer Zeit zu lernen um sich dann wiederzutreffen und das Gelernte abzufragen. Man sage etwa 2 Stunden vorher ab, verabrede aber einen neuen Termin (Siehe Sprachlehrerin). Jetzt seid ihr dran: Was muß als Nächstes passieren? … RICHTIG! Man nehme auch den Zweiten nicht wahr, aber unter größtem Bedauern und mit Ausdruck der Vorfreude aufs nächste Treffen. Gerne auch ein Zusatz, dass man schon sehr gespannt sei. Das Prinzip muß so lange fortgeführt werden, bis der Andere irgendwann nachfragt, was eigentlich los sei. Daher immer unterschiedliche Medien einbeziehen: Telefonate verabreden, persönliche Treffen, Skype-Sessions, E-Mails – da ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.

Der Erfolg: Der Andere kommt sich irgendwann doof vor und gibt einfach auf.

Also Summasummarum: UNBEDINGT IMMER unverbindlich bleiben, Entscheidungen nicht treffen oder möglichst lange herauszögern. Wenn man keine Lust hat, ja sagen und sich nicht mehr melden. Oder sich einfach überhaupt nicht melden. Nun viel Spaß beim Üben 😉 pe

Kleiner Tipp: Als Rollen eignen sich auch hervorragend Makler, Versicherungsagenten und KFZ-Mechaniker

NET #2

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To be continued, hab ich beim letzten Artikel über NET (NETSCHIE) geschrieben – ahnte damals allerdings noch nicht, dass wir noch einmal umziehen werden und damit die ganze Chose von vorne beginnt! Als dann …

1. Umzug ist erfolgt, Besuch bei NET vor Ort, neue Adresse durchgegeben und Änderungen besprochen. Im Klartext: a) Kündigung des zusätzlichen Telefon- und Internetanschlusses. b) Techniker soll bitte vorbeikommen und TV, Telefon und Internet anschließen, Zeitfenster nachmittags!!! c) Änderung des Leistungspaketes (das geht erst, wenn Techniker die Basisinstallation vorgenommen hat. Doof – weil man muß nochmal hin)  ///

2. Techniker kommt abends und schließt TV und Telefon an. Internet klappt nicht, da im Viertel zur Zeit kein Netz ///

3. Am nächsten Tag immer noch kein Netz – Anruf bei NET wegen neuen Termins (kompliziert, weil durch drei Instanzen weitervebunden wird – aber immerhin: das können wir jetzt selber!) ///

4. Techniker kommt 3 Tage später und schließt Internet an. Sagt, sein Vorgänger hätte einen Fehler gemacht ///

5. Bis dahin alles ok – WLAN überall in der Wohnung möglich  ///

6. Erneuter Besuch bei NET, um nun wie besprochen das Paket zu ändern. Gewünscht: weniger TV-Kanäle und Erhöhung der Leistung von 6MB auf 10MB. Neuer Besuchstermin wird vereinbart ///

7. Techniker kommt – ist aber nur für TV zuständig und schließt neues NET-Modem an – Teile der Programme jetzt in HDTV (feine Sache) ///

8. Andere Techniker (diesmal 2 Mann) kommen etwa 1 Stunde später und checken den Internetanschluß. Stellen fest, dass der zweite Intenetzugang noch nicht abgemeldet ist. Versprechen, dass sie das an NET weiterleiten ///

9. Zwei Tage später wird das Netz lahm – nur noch eingeschränkt WLAN möglich ///

10. Erneuter Anruf bei NET und Vereinbarung eines Termins ///

11. Mitarbeiter kommt zwei Tage später und prüft die Verbindung. Sagt, es läge am WLAN-Router und er könne nichts machen. Wir sagen, das er vorher noch bestens funktioniert hat – selbst mit 6MB. Er kann nichts machen ///

12. Anderer Mitarbeiter kommt kurze Zeit später (Rosenmontag, morgens um 9h, unanfgefordert) und will den NET-Router mitnehmen sowie das Internet abklemmen ///

13. Wir können ihn davon abhalten und erklären die Situation. Er vereinbart neuen Techniker-Termin zur Überprüfung der Leitung und des Signals, da er nur für das Abklemmen von Leitungen zuständig ist. Jo sagt, ich sei nicht nett gewesen ///

14. Internet-Zugang liegt nach Abgang des Technikers lahm, funktioniert erst nach einiger Zeit wieder ///

15. 8ter Techniker war gerade da. Ergebnis: a) Wir haben eine 10MB starke Verbindung, aber der WLAN Router scheint dem nicht mehr gewachsen? Warum weiß er nicht. Idee: Es gibt in der Gegend wohl „NEUE“ Interferenzen. b) NET ist nicht für WLAN-Router verantwortlich (obwohl der Techniker netterweise eine neue IP-Adresse vergeben hat – was aber auch nichts an der Situation ändern konnte). Empfehlung: Neuen WLAN Router kaufen – nicht NETGEAR, sondern D-LINK mit 3 Antennen ///

16. Unsere letzte Idee, nämlich dass wir beim Einzug vielleicht vorrübergehend noch über die Leitung unserer Vormieterin ins Internet gegangen sind und dass diese evtl. 50MB stark war, hat sich nach Abklärung nun auch nicht als Lösung ergeben. Das waren nämlich nur 3MB und alles lief einwandfrei 17. Das Problem ist nicht gelöst , aber jetzt muß es ohne NET gehen! pe

GUTEN MORGEN

Wenn Sie bitte mal reinhören möchten … dieses ist ein Ausschnitt aus einem, bereits eine Woche andauernden Konzert, welches in der über uns liegenden Wohnung jeden Tag von 9h bis etwa 17h mit einem 3 Mann Orchester aufgeführt wird. Herrlich! pe

 

MÄBILINI

Dass wir hier mit der portugiesischen Sprache zu kämpfen haben, ist ja nichts Neues. Aber es tauchen auch immer wieder Begriffe auf, die wir eigentlich kennen, die aber durch den Portugiesisch-Filter dermaßen unkenntlich gemacht werden, dass es oft ein großes Hurra gibt, wenn sich die eigentliche Bedeutung klärt.

Grundsätzlich kann man festhalten, dass der Brasilianer phonetisch ein „I“ braucht, um Anglismen, Markennamen oder anderstämmige Wörter zu verbrasilianisieren. Dieses wird stellvertretend als „E“ eingesetzt, zum Beispiel „NIVIA“. Oder es wird vor dem Vokal „E“ eingesetzt – siehe „PIETRA“. Manchmal kommt es auch ans Wortende „BAYERN MUNIKI“.

Mittlerweile haben wir uns eingehört, aber dennoch gibts immer wieder lustige Überraschungen, wie gestern in der Drogerie, als mir ein Lippenstift von MÄBILINI offeriert wurde. Hier eine Liste der Lieblingsbegriffe – mal sehen, ob ihr alles erkennt. pe

FORDSCHI
COLGATSCHI
LONGINÄCKI
HOCKI
FIATSCHI
BASFI
FUTSCHIBOLLI
SZENICI
PANTENI
BIKI MÄKI
SAMSUNGI
CAMÄO
SCHICKI
ZEIA

PREPAID BITTE!

Am Samstag habe ich den Telefonprovider gewechselt. Das an Sich ist ja nichts Besonderes, aber bin nun bei einem neuen Provider aufgrund einer Empfehlung des Alten. Es scheint nämlich hier deutlich einfacher zu sein, bei einem Wechel im Vertrag – zum Beispiel von Postpaid zu Prepaid – direkt zu einem anderen Anbieter zu gehen, der dann die Umstellung, Mitnahme der Telefonnummer etc. erledigt, als wenn dieses die Gesellschaft selber tut.

Oder das ist ein spezieller Service für Nicht-Muttersprachler – frei nach dem Motto: Ist uns zu viel Arbeit, sollen sich doch die Anderen damit rumschlagen 😉

Ich war durchaus guten Mutes, beim alten Provider zu bleiben. Und es schien auch erst ganz einfach, denn man geht ins Geschäft, bespricht mit dem Mitarbeiter dort, was gewünscht wird, der gibt alles in seinen Computer ein, man erhält eine Protokollnummer die 5 Tage später via Telefonat einem Operator genannt wird, der dann den Vorgang abschliesst. Da gehts dann nur noch um die Bestätigung des Antrages.

Das Problem war, dass während des Telefonats alles Andere als eine Bestätigung versucht wurde – neuen Vertrag verkaufen, erweitertes Spektrum anbieten, andrere Postpaid-Tarife vorstellen usw. – und dass mein Wunsch, lediglich auf Prepaid zu wechslen, nicht verstanden wurde (oder nicht gehört werden wollte). Nach den ersten erfolglosen Versuchen habe ich eine Muttersprachlerin zur Hilfe geholt, aber es hat leider trotzdem nicht geklappt.

Am letzten Samstag im Geschäft vor Ort empfahl dann ein Mitarbeiter: „Ach, alles viel zu kompliziert! Gehen Sie einfach eine Etage tiefer zur Konkurrenz – der Rest erledigt sich von allein“ 🙂 pe

FESTAS JUNINAS

Die Festas Juninas werden in Brasilien traditionell den ganzen Juni über gefeiert. Zurück geht der Brauch auf den Johannistag, welcher nach dem hl. Johannes benannt ist, der etwa ein halbes Jahr älter gewesen sein soll, als Jesus. Und zack: 24ter Juni.

In dieser Nacht werden rituell die Johannisfeuer angezündet, die auch mit Sommersonnenwende und Verehrung der Sonne zusammenhängen und zusätzlich böse Dämonen abwehren sollen. Landwirtschaftlich betrachtet feiert man das Ende der Schafskälte und leitet die Erntesaison ein. So weiß es Wikipedia.

In Brasilien hat man den Brauch von den Portugiesen übernommen, die hier im 16 Jhd. alles erobert und klar gemacht haben. Man feiert ihn auf ähnliche Weise: Es gibt die Feuer, die auch leuchtende Ballons oder ein Feuerwerk sein können, man kleidet sich traditionell mit Strohhut und Karohemd, führt Quadrillen auf oder tanzt Forró und futtert die ganze Zeit komische Maissüßigkeiten. Am kommenden Samstag werden wir ein Festa Junina in Jo’s Schule besuchen und dann werde ich diesen Bericht noch mit Fotos ergänzen, wenn was brauchbares dabei ist.

Was mir besonders gut gefällt ist die Tatsache, dass der Brasilianer quasi 3 in 1 feiert, denn es wird gleichzeitig auch noch São Antonio (13.06) und São Pedro (29.06) gedacht. Also auch kein Wunder, dass man den genauen Termin für die Party nicht so einfach bestimmen kann und den ganzen Juni über feiern muß!

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São Antonio fällt dabei eine ganz besondere Rolle zu, denn er hat neben vielen Patronaten wie: dem Wiederauffinden von verlorenen Gegenständen (daher auch der Name Schlampertoni), Fieber, Schiffbruch, Atltwerden, gute Ernte, auch das für Fruchtbarkeit und Geburt. Die letzten Beiden sind  für die Brasilianerin interessant, denn Antonio wird vor allem von ledigen Frauen verehrt, die sich dringend einen Mann herbeiwünschen.

Laut Brauch läuft das hier so ab: Man kaufe eine Antonio-Statue (möglichst zweigeteilt, d.h. Christuskind extra), stelle sie auf und nehme Antonio das Kind sofort wieder weg (Kidnapping?). Das Kind wird separat aufbewahrt (Portemonnaie oder so) und das so lange, bis der Gatte gefunden und geehelicht wurde. Dann gibt man Antonio das Kind wieder zurück und alle sind glücklich. Alternativ kann man auch, sollte der Antonio nur 1-teilig vorliegen, die Statue kopfüber ins Wasser tauchen (Folter?) und ebenfalls solange in diesem Zustand belassen, bis ein geeigneter Gatte vorliegt.

Als ich die Geschichte vorgestern von meiner Portugiesisch-Lehrerin Marilena erzählt bekam, musste ich wirklich laut lachen, denn der Pragmatismus des Brasilianers, selbst beim Verehren von Heiligen, ist wirklich kaum zu überbieten. 😉 Lache eigentlich jetzt noch … pe

KOSMETIK

Ein bißchen ging mir schon der Hut, als ich gestern zu meinem ersten Kosmetiktermin aufgebrochen bin. Mußte aber dringend sein, denn mit Gesichtsreinigung allein kommt man hier, dank des Drecks in der Luft, auf Dauer nicht weiter.

Im Grunde läufts wie bei uns: reinigen – peelen – bedampfen – ausreinigen – desinfizieren – massieren – maskieren – waschen – pflegen – und auf Wunsch: zupfen. Nach 2 Stunden war die Sache erledigt und meine Haut war um gefühlte 15 Sälbchen und Tinkturen reicher.

Bis dahin alles fein.

Hattet ihr schon mal eine Anti-Age-Behandlung? Die Kosemtikerin meinte, das täte Not … Grummel … aber wo se recht hat. Ich kannte das bisher noch nicht, daher kann ich nicht sagen, ob üblicherweise ein elektrischer Pol in den Nacken gelegt wird, ich nehme mal an die Erdung, um dann mit einem zweiten elektrischen Ding die Falten zu massieren???

Das hat beides ordentlich gebizzelt und ich sah meine Haut schon im Auflösungsprozess begriffen. Die Haut im Gesicht war bis zum Abend schwerst nervös, aber hats überlebt. Dafür habe ich jetzt, neben den Falten, an denen man keine wirkliche Veränderung feststellen konnte, ein kleines, rundes Elektro-Schmormal im Nacken.

Die haben da auch noch Anti-Cellulite- und Antifettbespassung. Ohne mich! pe

SCHWIMMENFAHREN

Herrjeh, ich habe mich ja schon einige Male über das Wetter im Winter beklagt, aber nun gibt es mal was filmisches dazu. Das hier war der heute-nachmittagliche kurze Regenschauer, wie er häufig vorkommt. Als Autofahrer muß man aufpassen, denn das Wasser läuft nicht richtig ab, sondern die Straßen herunter.

Demzufolge wird es an den tiefsten Stellen – also vornehmlich in den Tunnels – eng, denn die laufen schon mal voll und wer dann nicht rechtzeitig rausfährt, muß rausschwimmen. Leider gab es tatsächlich schon Tote nach Regenschauern. So werden die „gefährlichen“ Tunnels bei Regen auch eher nicht befahren, was natürlich dann zu ordentlichem Traffic auf den Straßen führt. Und ich muß mich jetzt gar nicht wundern, dass Jo immer noch nicht von der Schule zurück ist – schluck – ich ruf lieber mal an … Alles ok! 😉 pe

RECYCLING

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Das Papierrecycling ist in São Paulo einfach. Man muss nur jemanden fragen, der genug Leute kennt (Donisätschi) und schon kommt ein alter Mann mit Holzkarren und lädt auf. Er hat fast den gesamten Papierberg vor dem Haus in seinem Karren verstaut und ist dann zu Fuß über die lärmenden Straßen den Berg hoch Richtung Vila Mariana gelaufen, um das Papier gegen Dinheiros einzutauschen. 50 RS war der Haufen in etwa wert, das sind 20 Euro. Circa 1,5 Stunden später war er wieder da, um die Reste mitzunehmen.

Als ich ihn fassunslos gefragt habe, ob er das jetzt alles nach Vila Mariana den Berg hochziehen muß, hat er gelacht und gemeint, ich sei wohl nicht aus São Paulo! pe

ULTIMO ADÉUS

Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch für Begräbnisstätten und daher lohnt es sich ja immer, im Urlaub auch mal einen Friedhof zu inspizieren – abgesehen davon, dass es dort meistens ruhig und friedlich zugeht.

Also wir auf den Cemitério São Paulo in Pinheiros direkt umme Ecke und mal gucken, wie der Brasilianer so begräbt. Mein lieber Scholli! Ganz schön heißblütig, die Herren Steinmetze! Da kann das mit der Besinnung ja durchaus in eine andere Richtung gehen.

Es sind wunderschöne Skulpturen zu sehen, wie die meistbesprochene São Paulos, das Ultimo Adéus von Alfredo Oliani (siehe oben). Die Einen sehen darin ein wunderbares Beispiel der ästhetischen Erotik, die Anderen empfinden es als Missbrauch der Grabeskunst. Uns gefällt’s! pe

HANDWERK AUF BRASILIANISCH

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Es lohnt sich, zu diesem Thema eine eigene Kategorie zu eröffnen. Mittlerweile hatten wir mit diversen Bereichen der Handwerkskunst zu tun: Internet, Telefon und TV, Elektroinstallation, Sanitärwesen, Maler und Lackierarbeiten sowie Gärtnerei. Und wir können zu folgendem Schluß kommen: Nichts ist so wie es scheint und man sieht sich immer mehrmals. Und: Gelassenheit ist eine Tugend, die, wenn man sie nicht hat, am besten umgehend gelernt werden sollte. Aber nun alles hübsch der Reihe nach!

Internet, Telefon und TV – auch genannt NET
(gesprochen Netschie)

NET ist hier der Monopolist, d.h. braucht man Telefon, TV  oder Internet, kommt man an NET nicht vorbei. Sie sind die günstigsten und schnellsten mit dem besten Angebot. Sagt man. Die Beantragung erfolgt online und ist sehr übersichtlich und gut strukturiert. Dann wird ein Termin mit einem Team von Technikern vereinbart, die das Gewünschte im Heim installieren. Einfach, oder? Haben wir auch gedacht:

1. Techniker sollen Basisinstallation von TV, Intermet und Telefon vornehmen, Zeitfenster von 12-18h

2. Techniker kommen um 19h, wir nicht mehr da

3. Erneuter Anruf bei NET (ca. 1 Stunde, das Gespräch führt ein, der portugisischen Sprache mächtiger Kollege von Jo, da man durch mehrere Instanzen weiterverbunden wird – sehr kompliziert) und Terminvereinbarung 2 Tage später, Zeitfenster 6 Stunden

4. Techniker kommen und installieren alles. Internet + Telefon fehlen noch im Büro

5. Anruf bei NET (ca. 1 Stunde wie gehabt) wegen Büro

6. NET-Mitarbeiter kommt und nimmt die Wünsche entgegen, um dann 2 Tage später ein Team zu schicken, das alles installiert

7. Wünsche: Verlegung des Internetzugangs + TV im Haus, Organisation der vielen, in alle Richtungen laufenden Kabel, Installation eines zweiten Internetzugangs und Telefon im Büro

8. Team kommt nicht (Zeitfenster 6 Stunden)

9. Erneuter Anruf bei NET (ca. 1 Stunde wie gehabt) und Terminvereinbarung 1 Woche später, Zeitfenster 3 Stunden

10. Techniker kommt, kann aber nichts machen, weil für anderen Spezialbereich

11. Zweiter Techniker kommt und montiert das Gewünschte im Büro und erhält von der „Dona da Casa“ eine Kurs im rechtwinkligen Kabelverlegen – der Brasilianer ist da ja nicht sooooooo

12. Telefone funktioniern nicht mehr

13. Anruf bei NET (ca. 1 Stunde wie gehabt), Terminvereinbarung 3 Tage später, Zeitfenster 6 Stunden

14. Techniker kommt zu früh – keiner da

15. Techniker kommt nochmal,  kann aber nichts machen, weil für anderen Spezialbereich. Verständigt anderen Techniker

16. Anderer Techniker kommt am nächsten Tag und installiert Telefon. Dabei liegen Kabel wieder diagonal, kreuz und quer, Techniker erhält ebenfalls Kabelverlegungskurs – „Dona da Casa“ am Rande der Hysterie – Nein: hysterisch

17. To be continued …

Wenn wir hier nicht lernen, ganz entspannt mit den Unwägbarkeiten des Alltags umzugehen, lernen wir es nirgendwo auf der Welt 😉 pe

WASCHEN AUF BRASILIANISCH

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Das mit der eigenen Kategorie fürs Handwerk war durchaus ernst gemeint … wenden wir uns nun dem Elektro/Sanitärwesen zu!

Waschmaschine
(gesprochen Màquina de lavar roupa)

Der Brasilianer wäscht seine Wäsche bevorzugt mit kaltem Wasser. Bah Pfui rümpft da die gute, deutsche Hausfrau die Nase, das wird doch nicht sauber!!! Wird es doch irgendwie. Das Wasser ist hier megaweich und daher scheint es eine sehr gute Waschkraft zu haben. Sagt man. Außerdem gibt es ja Chlor, das hier gerne und reichlich zur Reinigung eingesetzt wird! Wir finden das nicht so richtig und sind daher froh, unsere eigene Waschmaschine mit bakterienkillenden 60-95°C importiert zu haben. Anschließen und dem Brasilianer mal zeigen: Nicht nur sauber, sondern rein – Guten Abend! Haben wir gedacht:

1. „Dona da Casa“ macht sich Sorgen über Breite der Türen im Waschraum … 55 cm bzw. 58 cm … könnte knapp werden

2. Maschine kommt an – 62 cm

3. „Chefe da Familia“ montiert Front und Tür ab und baut Gerät an Ort und Stelle wieder zusammen

4. Maschine funktioniert nicht

5. Elektrolux-Fachmann wird verständigt

6. Elektrolux-Team kommt, will aber nichts machen, da Maschine 50 Hz hat. Hier sind 60 Hz normal. Handwerker hat aber Schwager, der günstig gebrauchte Geräte vertickt, schlägt vor, Maschine mitzunehmen und Gebrauchte zu verkaufen

7. Chefe da Familia berät mit Kollegen – Ergebnis: ist Quatsch, Handwerker will abzocken.  50 Hz funktioniert – kann nur leichter kaputt gehen

8. Anderer Handwerker/Elektriker (Empfehlung) kommt – mißt und stellt fest, Platine ist kaputt, hat Feuchtigkeit abbekommen. Hat Bruder, der gebrauchte Geräte vertickt, will uns gebrauchte Maschine verkaufen

9. Wir entscheiden, neue Platine zu bestellen (billiger) und aus Deutschland mitbringen zu lassen

10. Senior Klein organisiert, Peter bringt mit (Zeitfenster 2 Wochen)

11. In der Zwischenzeit Waschsalon (sehr teuer) und Handwäsche

12. Neue Platine ist da, Elektriker kommt

13. Maschine funktioniert nicht

14. Elektriker nimmt Teile mit zum prüfen

15. Prüfung ohne Ergebnis – Maschine definitiv kaputt

16. Elektriker schlägt vor, Maschine zu verschrotten (Gerät 8 Monate alt) und vom Bruder eine Gebrauchte zu kaufen

17. Wäscheberge stapeln sich – 2 Monate ohne Waschmaschine – Waschsalon und Handwäsche – Dona und Chefe entscheiden, Deal zu machen, Maschine soll Samstag (heute) eintreffen

18. Elektriker ruft Freitag an – Deal klappt nicht – Bruder hat keine Maschine

19. Dona und Chefe entscheiden, ganz Neue zu kaufen

20. Dona checkt online Geräte kleiner als 58 cm – wird fündig

21. Dona und Chefe testen Geräte in verschiedenen Läden – Angaben stimmen nicht, Maschinen zu breit oder zu tief

22. Ein Gerät hat 59 cm – Dona hysterisch, Chefe sehr verstimmt

23. Chefe schlägt vor, 60 cm Maschine in der Küche zu installieren

24. To be continued …

Ach tut das gut, die Sch**** mal aufzuschreiben! Irgendwann können wir darüber lachen. Ich geh dann jetzt mal „waschen“ 🙁 pe