Noch 70 TAGE

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Zack – jetzt ist der April auch schon bald vorbei. Im Moment rast die Zeit und eh wir uns versehen ist schon Juli und wir kommen zurück nach Deutschland. Nur noch 70 Tage Brasilien. Auweia!

Die Vorbereitungen für den „Rückzug“ haben bereits begonnen, d.h. ein Umzugsunternehmen ist verständigt, der Umzugspartner hier vor Ort war da und hat unser Hab und Gut inspiziert, die Termine sind gemacht und in Köln läuft die Suche nach einer passenden Bleibe.

Beim Besuch der professionellen Umzieher haben wir erfahren, dass alle Güter, die wir damals ins Land gebracht haben, nun auch wieder raus müssen. Passiert das nicht, darf nachträglich Einfuhrzoll erhoben werden und das kann empfindlich teuer werden. Das Nachprüfen erfolgt übrigens über die Pack- und Versicherungslisten, die wir eingangs 2009 ausgefüllt haben. Steht da zum Beispiel eine Waschmaschine drauf, muss auch wieder eine raus und jetzt seht ihr in etwa, wo der Hase im Pfeffer liegt. 😉

Ende Juni kommt dann eine Horde Packer und packt alles ein, was nicht vorher im Koffer in Sicherheit gebracht wurde. Wir dürfen da nicht selber Hand anlegen, da unsere Sachen sonst nicht versichert sind. Angeblich brauchen sie für unseren Hausstand nur 2 Tage, dann ist alles im Karton und geht, sobald wir das Land verlassen haben, auf eine sechswöchige Reise per Containerschiff, bis es irgendwo in Köln wieder rausdarf.

Wo, das finden wir gerade heraus und drückt uns mal die Daumen, denn wir haben eine sehr hübsche Wohnung entdeckt, deren Besitzer sich bitte für uns als Mieter entscheiden soll. So, und jetzt weitermachen. pe

Noch 14 TAGE

Man kann die verbleibende Zeit noch nicht an einer Hand abzählen, aber viel fehlt da nicht mehr. In 14 Tagen um diese Zeit wird hier eine Horde von Möbelpackern durch die Wohnung wuseln und packen, was das Zeug hält, denn im Laufe von zwei Tagen soll alles im Container verstaut sein. In 14 Tagen werden wir auch die letzte Nacht hier im Appartment verbringen, danach gehts für kurze Zeit ins Hotel, bis hier alles Formelle erledigt ist.

Grundsätzlich laufen die Abreisevorbereitungen bisher ganz gut. Bis auf den Herd sind alle Elektrogeräte versprochen. Den Fernseher nehmen wir jetzt mit, denn laut Aussage des Fernsehmechanikers des Vertrauens meiner Eltern „is dat kein Probleeeeem und zu 85% kann er jarantiere, dat dat Ding he lööf!“ 85% müssen reichen 😉

Ob wir das Auto vernünftig loswerden, wage ich zur Zeit noch zu bezweifeln. Wir haben zwar die Rücknahmegarantie des Autohändlers, der uns den Wagen vor drei Jahren verkauft hat, aber der ist gerade ausgesprochen zögerlich mit der Herausgabe eines Angebotes und wir fürchten, dass er auf Zeit spielt um den Wagen im letzten Moment für Nüsse wieder anzunehmen. Aber kommt Zeit, kommt Preis. Jetzt versuchen wir es erstmal im brasilianischen Ebay, genannt Mercado Livre!

Unser letzter Tag in São Paulo ist der 30te Juni. Danach fahren wir mit einem Mietwagen noch drei Tage ans Meer in die Nähe von Parati, um langsam und schonend von Brasilien Abschied zu nehmen. Den Wagen geben wir auf der Rückreise am Airport ab und vom Parkplatz gehts direkt in den Flieger. So sehen wir São Paulo nicht mehr und das ist vermutlich auch besser so, denn die Gefühlslage ist gerade doch ausgesprochen durchwachsen.

Ich heule schon seit Wochen in Etappen vor und hoffe, dass dann am Ende alles ge- und beheult ist 😉 Jo wird auch langsam ein wenig waidwund. Wir versuchen, die Zeit noch in vollen Zügen zu genießen, aber es hat vieles schon den „das letzte Mal“-Stempel und das macht dann doch am Ende traurig, weil wir das alles hier und die alle hier vermutlich eine ganze Weile nicht wiedersehen werden.

So glaube, ich, dass die richtig Vorfreude auf Deutschland erst im Flieger kommt, wenn wir auf dem Weg nach Frankfurt sind! Schaun mer mal! pe

Noch 5 TAGE

Jetzt kann man die verbleibenden Tage in der Wohnung wirklich an einer Hand abzählen. Auweia, nur noch 5 Tage. Im Moment sieht es hier noch so gar nicht nach großem Umzug aus, doch heute Mittag werden wir einen Entfeuchter bekommen, der die Räume und Gegenstände trocknet, damit auf der Reise kein Schimmel in den Kartons entsteht.

Die Reisedaten unserer Habe stehen nun auch fest. Am 15. Juli wird der Container auf die „Maersk Laguna“ verfrachtet, wo er dann in Bremerhaven am 07. August ankommt. Unser Umzugsunternehmer schrieb: „Bei rechtzeitiger Ankunft des Containers und problemloser Zollabfertigung sollte eine Auslieferung der Sendung am 10. oder 13. August 2012 möglich sein.“ Das fühlt sich für mich schon fast wieder brasilianisch an – mit den drei „wenns“ ;-)!

Obwohl … nein doch nicht. Der Brasilianer würde schreiben, dass alles kein Problem ist und klar geht – so wie in der letzten Woche, als ich den Raum für unsere Farewellparty, die am vergangenen Samstag stattfand, bestätigt habe. Wir hatten genau abgesprochen, in welchem Teil des Restaurants die Tische reserviert werden sollten und als wir dann eintrafen, fand dort eine Hochzeit statt. „Lebendige Halsschlagader“, sag ich da nur! Aber machen kann man überhaupt nichts, ausser runterpulsen, umdenken und eben in einem anderen Teil feiern. Und dort wars dann auch sehr schön! Vielen Dank nochmal ihr Lieben!

Diese Woche stehen nun alle amtlichen Aktionen an: Gas abmelden, Net(schie) abmelden … yeeehaaahhhhh :-), Bankkonto auflösen, Auto verkaufen, Elektrogeräte verkaufen usw. Also alles wieder zurück auf Null, ausgenommen der zwei Koffer à 23 Kilo, die wir dann noch haben werden. Glaubt es oder nicht, aber das ist echt spoooooky! pe

Noch 1 TAG

Heute ist der letzte Abend, bevor die Packer morgen früh kommen. Der Wohnung sieht man noch so viel an, aber unseren Gesichtern. Jo hatte heute seinen letzten Tag in der Schule und war etwa so lange tapfer, bis die Kinder ihm ein Abschiedsbuch mit ganz vielen Briefen und guten Wünschen überreicht haben!

Heute war auch Avanete das letzte Mal hier und ich habe gehofft, nicht zu weinen. Wie gesagt: gehofft, aber als ich Avanetes Tränen sah, wars auch bei mir vorbei. Avanete war fast von Anfang an dabei und kennt alle Stationen. Sie war uns immer die gute Seele und große Hilfe. Danke querida Avanete Morais!

Heute habe ich das letzte Mal gekocht und es gab eine köstliche Fischsuppe! Jetzt sind alle Lebensmittel, Öle, Essige, Zucker, Salz und so weiter bei Avanete und ich bin sicher, dass sie daraus ganz großartige Dinge zaubern wird!

Es ist ein ganz anderes Gefühl, als der Abschied von Deutschland, denn hier werden wir vermutlich nicht mehr leben. Und es ist auch ein anderes Gefühl, innerhalb eines kurzen Zeitraums ein Leben im Ausland aufzubauen und es dann wieder auf 2x 23 Kilo herunter zu schrauben.

Uns gehts gerade nicht gut … wir freuen uns auf euch, aber sind auch sehr traurig! pe

ABSCHIED

Gerade sitze ich Jo’s altem Kinderzimmer und schaue mir den letzten Blogeintrag an. Das ist alles schon so weit weg und dabei doch erst eine Woche her, seitdem wir das Appartment in São Paulo verlassen haben.

Zwei Nächte haben wir noch im Hotel übernachtet, denn es waren noch einige Formalitäten zu erledigen: die Wohnung musste wieder an den Vermieter übergeben werden, das Auto kam zurück zum Händler, der es nun in unserem Auftrag verkaufen wird, es wurde ein Leihwagen organisiert, die letzte Feijoada musste verspeist werden, das letzte Choppe musste im São Cristovão getrunken werden und nach so vielen letzten Malen lagen wir am letzten Abend in São Paulo schon um 17h im Bett, weil einfach gar nichts mehr ging.

Am Sonntagmorgen gings dann Richtung Trindade, einem alten Hippieort in der Nähe von Parati. Trindade zeichnet sich besonders durch die wunderschönen Strände aus, ansonsten ist da im Winter nicht sonderlich viel los! Zwei Tage waren wir dort und haben eigentlich nur geschlafen und die Seele baumeln lassen. Und nach und nach die Anspannung der vergangenen Tage losgelassen. So heisst es in Brasilien: Jede Welle nimmt ein kleines Stück Sorge oder Last von dir weg. Funktioniert!

Der letzte Tag und die letzte Nacht in Brasilien sollten ganz besonders sein und daher sind wir noch einmal umgezogen. Parati ist ein altes portugiesisches Seefahrernest, mittlerweile UNESCO-Welterbe. Die alten Gassen und Häuser sind extrem malerisch und in einigen befinden sich erstklassige Pousadas. So eine sollte es denn auch sein und im Luxusambiente und mit einem Luxusabendessen haben wir unsere drei Jahre São Paulo angemessen ausklingen lassen.

Mittwoch war  Reisetag und wir sind extra früh aufgebrochen, um auf jeden Fall pünkltich am Flughafen zu sein. Brasilien hatte wohl an diesem Tag beschlossen, sich noch einmal von seiner speziellen Seite zu zeigen, denn etwa 100km entfernt vom Flughafen befanden wir uns auf einmal in einer Straßensperre wegen Sprengarbeiten.

Der Vorarbeiter konnte leider auch nicht so genau sagen, wie lang die Sperrung etwa dauern würde, daher beschlossen wir, uns nicht auf die brasilianischen 1 bis 2 Stunden zu verlassen, sondern zu wenden und eine Straße über Land zu nehmen. 100km mit etwa 60 km/h durch den Wald, ohne zu wissen, ob wir da wirklich durchkommen oder die Straße irgendwann zur Piste wird?! Das ganze mit dem nahenden Abflugtermin im Rücken – ein unbeschreibliches Gefühl 😉

Aber Ende gut, alles gut – irgendwann saßen wir im Flieger der auf die Startbahn zurollte. Da wurde es nochmal ernst, denn unweigerlich kam der Moment, als die Räder den brasilianischen Boden verließen und wir wussten, dass die Zeit nun wirklich und endgültig vorbei ist.

Jetzt sind wir schon ein paar Tage hier, doch es ist noch wie Watte um uns herum. Ich kann mir noch nicht vorstellen, dass es diesmal kein Urlaub ist und wir wirklich bleiben. Wir haben bisher nur die Familie gesehen und das braucht auch noch eine Weile, bis wir wieder richtig kompatibel werden, denke ich. Aber es wird – ganz sicher und wir freuen uns sehr, euch alle früher oder später zu treffen!

Mein Blog neigt sich nun auch langsam dem Ende zu. Ich habe beschlossen, noch zu schreiben bis der Container in Köln ist, denn das Wiederankommen gehört ja auch zu drei Jahren Auslandsaufenthalt. pe

NEUSTART

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Was so alles erledigt sein will, wenn man irgendwo neu anfängt?

Seit 14 Tagen sind wir nun in Deutschland und können ganz glücklich verkünden, dass die neue Bleibe gefunden ist. Das ging sogar am schnellsten, hatten wir die Wohnung bereits von São Paulo aus im Internet entdeckt und den Kontakt zum Makler aufgenommen, um unser Interesse sehr laut und deutlich zu bekunden.

Künftig werden wir also in Kalk wohnen und ich werde von dort aus arbeiten. Diesen Stadtteil von Köln haben wir in der letzten Zeit ausgiebig erkundet und ich glaube: alles richtig gemacht ;-), denn dort vermischt sich ebenfalls alt mit neu, schäbig mit chic und das Stadtbild ist geprägt von Multikulti … sehr sympathisch und ein bisschen Pinheiros … aber nur ein bisschen …!

Die neue Wohnung ist in einem Altbau untergebracht und wurde gerade renoviert, sodass wir eigentlich nur noch etwas bunte Farbe an die Wände bringen und die Küche organisieren müssen. Küche = IKEA, zumindest mit schmalem Portemonnaie und jetzt habt ihr in etwa eine Idee, wo wir in der letzten Woche relativ häufig anzutreffen waren, neben Elektrogroßmärken, dem Bettenhandel, dem Bezirksamt, der Bank, Net(schie) Cologne und den anderen unglaublichen Telefonläden, die offensichtlich in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden sprossen und die in Kalk sehr speziell sind.

(Ach so: In Kalk gibt es vermutlich auf jeden fünften Einwohner ein Fingernagel-Studio Jasemine, Jaqueline oder Brigitte und ich kann sagen, dass ich noch nie so viele lustige Fingenägel-Designs auf offener Straße gesehen habe.)

Nächste Woche Mittwoch erhalten wir den Wohnungsschlüssel, zwei Tage später werden Möbel und Geräte geliefert und am kommenden Wochenende gestrichen und gebaut, was das Zeug hält! Wer sich als besonders geeignet betrachtet, eine Küche aufzubauen bzw. Wände zu streichen, ist hiermit herzlich zur Mithilfe eingeladen!

Also im Großen und Ganzen läuft der Neustart bisher sehr gut (schnell auf Holz und an den Kopf geklopft). Sicher auch, weil man sich in Deutschland eben doch auf Andere verlassen kann und die Bürokratie nicht ganz so irre ist!

Beispiel Stadthaus und Anmeldung: In São Paulo hätten wir mindestens 1x wiederkommen müssen, da es Unklarheiten in unseren Unterlagen gab – ich zum Beispiel offiziell noch gar nicht verheiratet bin ;-)! Um das nachzuweisen, hätte ich eigentlich die Heiratsurkunde gebraucht, aber die ist im Container, somit hätten wir uns theoretisch noch nicht anmelden können, was bedeutet hätte, dass der Container nicht ankommen kann, weil dazu eine offizielle Meldebescheinigung vorliegen muss! (Nur mal so!)

Aaaaber es ist alles gut, wir sind busy, mittlerweile „entwattiert“ und haben in den letzten Tagen richtig Lust auf Köln und die Kölner bekommen. pe

STREIK STATT STRIKE

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Eigentlich sollte das Schiff mit unseren Sachen drauf bereits seit 6 Tagen auf hoher See sein und Jo meinte auch schon, es per GPS-Überwachung in Uruguay entdeckt zu haben, was ich eh etwas merkwürdig fand, weil absolut falsche Richtung.

Aber es ist ganz anders: Die Zollbehörde in Santos streikt und daher konnte unser shipment bisher noch gar nicht abgefertigt werden – befindet sich also immer noch im Santos’ser Hafen. Voraussichtlich soll der Zoll den Container am 29ten Juli inspizieren, was laut Aussage des Agenten bedeuten würde, dass er am 21ten August in Bremerhaven ankommt und „hoffentlich“ eine Woche später in Köln ist. Aber nichts genaues weiss man nicht, weil die Hafenbehörde in Santos scheinbar gerade ihre eigenen Gesetze macht! Ebenso wissen wir noch nicht, ob der Streik Mehrkosten wegen der Lagerung des Gepäcks verursacht. AUWEIA!

Richtiger Einzug also vermutlich erst Ende August und das bedeutet: CAAAAMPING in der Wohnung! Aber das macht nichts, denn damit haben wir ja schon Erfahrung. Und wenn der Container dann endlich ankommt, ist es doppelt so schön! pe

(Ich habe noch ein Glücksbändchen vom „Senhor Bonfim“ aus Bahia und neben dem Grünen für das Finden einer tollen Wohnung (hat geklappt!) kommt da jetzt noch ein orangefarbenes ans Handgelenk: Für das komplikationsfreie und pünktliche Abfertigen, Verschiffen und Ausliefern unseres Gepäcks!)

UMZUGSFINALE

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Was lange währt wird endlich gut. Container ist da. Internet ist da. Telefon und TV theoretisch, jedoch sind wir da jetzt in der Pflicht mit dem Kauf und der Montage der nötigen Endgeräte. Die Wohnung ist nun nahezu vollständig eingerichtet und während ich das schreibe, wuchtet Jo die letzten Bücher aus den Pappkisten ins frischgekaufte Regal.

Als der Container kam gab es erst noch einen kleinen Schreck, denn die Kisten waren beim Beladen in São Paulo nicht ordentlich gesichert worden und als die Plomben geknackt und die Tür geöffnet wurde, kam den Packern die Fracht entgegen. Daher musste das gesamte Umzugsgut vorsichtig aus dem Innenraum in einen Shuttle-LKW umgepackt werden, der dann Kiste für Kiste für Kiste zu unserer Wohnung brachte.

Zum Glück hielt sich das Drama in Grenzen. Erwischt hat es leider die Kunst und heute ist die Schadensmeldung an die Versicherung rausgegangen, die hoffentlich anstandslos den Deckel begleichen wird!

In den letzten zwei Wochen haben wir eigentlich nichts anderes getan als arbeiten und packen und räumen und bohren und dübeln und schrauben und putzen und tragen und zwischendurch schlafen und essen, was aufgrund der gigantischen Anzahl an türkischen Imbissstuben kein aufwändigeres Problem darstellte – wahrscheinlich auch ernährungsphysiologisch nicht die Vollkatastrophe?! Echt goldene Kundekarten haben wir mittlerweile beim Bauhaus in Köln Kalk und bei Ikea, an der von Aldi arbeiten wir gerade 😉

Summasummarum hatten wir 150 Umzugsgüter plus die Kartons, die erst gar nicht mit nach São Paulo gereist sind, sondern ordentlich gestapelt auf unsere Rückkehr gewartet haben. Ein Teil davon ist direkt in die große Flohmarktkiste gewandert, denn mal ehrlich: Was man drei Jahre nicht brauchte – braucht man auch nicht danach! (Außer natürlich der Kiste mit Karnevalskostümen!)

Als dann – Wohnung gut, Basis gut und nun schauen wir mal weiter! pe

3 JAHRE SÃO PAULO

Wenn uns jemand vorher erzählt hätte, was wir in dieser Zeit alles erleben werden und vor allem, was diese Zeit mit uns macht, hätten wir wahrscheinlich kurz gezögert, als es damals darum ging: Ausland oder nicht. Und es vermutlich trotzdem getan! 😉

Ich hoffte, bevor wir nach São Paulo gingen, dass wir eine Familie gründen werden, da ich in Brasilien nicht arbeiten gehen wollte und durfte und nun endlich Zeit und Raum für Kinder war. Ich dachte, ich sei sowieso mit Grafik Design fertig und würde nebenher nur noch ein bißchen illustrieren und Blog schreiben und ansonsten Mutter und Hausfrau sein.

Aber die Biologie hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und schon sehr bald war die Hauptfrage: „Um Himmels Willen – was mache ich den ganzen Tag lang? Was kann ich sinnvolles tun und wie kann ich schnellstmöglich portugiesisch sprechen lernen, um mit den Menschen zu kommunizieren?“ Daraus wurde dann eine der schönsten Erfahrungen: Stadtführungen mit SoulSampa!

Ich dachte, wir würden schnell Brasilianer kennenlernen und neue Freunde finden, doch das hat tatsächlich ziemlich lange gedauert, bis wir überhaupt Kontakt hatten. Doch der, der nun da ist, bleibt – da bin ich ganz sicher ihr Lieben!

Ich war davon überzeugt, bestehende Freundschaften bleiben erhalten, da wir ja heutzutage über ganz viele Medien kommunizieren können! Und wir hätten oft Besuch aus Deutschland! Diesen Zahn zog uns ein Kollege von Jo eigentlich in der ersten Woche denn er meinte: „Ihr werdet euch wundern, wer wirklich bei euch bleibt!“ Und da hatte er Recht! Aber auch in diesem Punkt: Alles hat seine Zeit und maches eben nur eine Kurze!

Ich war mir sicher, wir würden finanziell liquide werden und uns etwas Geld zur Seite legen können, da ja der damalige Kurs extrem zu unseren Gunsten ausfiel! Doch der Kurseinbruch kam drei Monate nachdem wir angekommen waren und so musste an allen Stellen der Rotstift angesetzt werden, angefangen bei der Wohnung bis hin zu Urlauben etc.. Na ja und Rücklagen bilden? So sind wir 2x in São Paulo umgezogen, haben drei Stadtviertel kennengelernt und ich möchte keines unserer Heime missen! (Auch nicht den Torre!)

Wir planten eigentlich, länger als drei Jahre zu bleiben, also mindestens 6 Jahre, damit sich das Ganze auch wirklich lohnt. Doch da hatten wir unsere Rechnung ohne Jo’s Schulsituation gemacht, die häufig alles andere als rosig war und letztlich den Ausschlag dafür gab, nur drei Jahre in São Paulo zu leben. Doch auch hier: Jo hat nun eine Stelle in Köln bekommen, was ein echter Glücksfall ist, denn ein Ländertausch ist normalerweise nicht so einfach und rasch umzusetzen.

Ich dachte nicht, wie schwer es würde, im Ausland nur einen Menschen ganz nah bei sich zu haben, der dann auch noch für alles da sein muss. Und wie intensiv man sich darüber kennenlernt – mit allen Seiten. Ich habe das nachher unser „Ehebootcamp“ genannt, welches wir trotz vieler Widrigkeiten gemeistert haben. Eine solche Erfahrung ist eine Zerreissprobe, schweisst aber auch zusammen, wenn beide das wollen!

Also alles kam irgendwie anders. Aber ich möchte nichts davon missen und wenn ich sehe und spüre, wie viel mir diese Stadt jetzt bedeutet, die Menschen dort, unsere Viertel und all die schönen Orte, die wir kennenlernen durften dann weiss ganz sicher, dass wir eine zweite Heimat gefunden haben. pe

WILLKOMMEN

im Blog von Petra und Jo. Noch gibt es an dieser Stelle nicht viel zu berichten, denn noch sind wir in Köln und bereiten den Umzug vor. Und es ist noch sooo viel zu tun. Aber der Countdown läuft! Am 19ten Juli geht unser Flieger von Frankfurt nach Guarulhos. In São Paulo werden wir die erste Zeit in einem kleinen Appartement in Jardim (Zentrum von São Paulo) wohnen und brasilianisch leben üben.

Wir sind schon mächtig gespannt und freuen uns, wenn ihr ab und an vorbeischaut, um Neues zu erfahren.

Bis dahin – Até logo!

Petra und Jo

ANGEKOMMEN

Wer hätte das gedacht: keine lästigen Zugverspätungen, keine Flugzeugkatastrophen, keine Taxipannen, keine verschlossenen Türen und sogar das Internetz spielt mit … astalavista 🙂

Wir sind jetzt in São Paulo im Appartement/Hotel angekommen. Das „Bauwerk“ heißt Torre de Siena und dat Ding is WIRKLICH ein Turm?!?!? Will meinen, das ganze Haus ist so breit wie unser Schlafzimmer … also konkret: 5 m. Und 15 Stockwerke hoch. Echt kölsche Verhältnisse, würd ich mal sagen! Wie DAS von vorne aussieht, gibts demnächst als Bildchen … wie wir aussehen, lieber nicht. Sind jetzt 24 Stunden auf den Beinen! Boa noite!

AUF GO

Ihr lieben, wollte mal kurz ein Lebenszeichen von uns geben. Viel Neues gibt es nicht zu erzählen. Seit zwei Wochen sind wir innerlich auf Go und können es kaum noch erwarten, endlich umzuziehen. Unser Flat, so praktisch das für den Anfang war, geht mittlerweile gar nicht mehr – zu klein, zu laut, zu wenig persönliches hier.

Am Freitag unterschreiben wir – wenn alles gut verläuft – den Mietvertrag für unsere neue Bleibe. Wir haben ein sehr schönes, altes Haus (60er) gefunden, das gerade noch renoviert wird und dann hoffentlich am 3. Oktober parat für den Einzug ist. Einzug, heisst: Mit unseren Koffern, dem Huhn Elsa, dem Sitzsack, unseren Andenken aus Köln und den Lebensmitteln und Utensilien, die wir bisher hier zusammengesammelt haben. Möbel sind da dann noch keine, so dass wir 1 oder 2 Wochen im Haus mehr oder weniger campen werden.

Der Container ist ab dem 6ten in Santos vorgemerkt und wir wären total happy, würde er ab dem 13ten zu uns geliefert. Dann hat Jo eine Woche „ferias de batatas“ – also Kartoffelferien und wir könnten gemeinsam die Kisten auspacken und Möbel verteilen. Darauf freu ich mich sehr, hab schon das halbe Haus vermessen und mein Computer ist voller Pläne, wo man was wie hinstellen könnte, welche Farben an den Wänden gut aussehen, was es noch zu organisieren gibt und was wir zusätzlich an Möbeln etc. kaufen müssen.

Mit „Einkaufen“ … ja, ja, ja … beginnen wir heute Nachmittag – erstmal praktisch, weil wir brauchen Gasherd und Kühlschrank. Dann gehts raus nach Embu, um nach einem Tisch zu fahnden – eigentlich haben wir schon einen tollen gesehen, aber ob der noch da ist? Ja und dann habe ich am Samstag auf einer Busfahrt einen GROSSEN Teppichladen entdeckt … da könnte man auch hin … nur so zum gucken … 😉

Das Möbelgucken ist hier übrigens ziemlich genial, denn oft sind die Geschäfte auf den Straßenzügen monothematisch – es gibt z.B. Handwerkerstraßen, Brautmodenstraßen, Lampenstraßen. Und eben auch Möbelstraßen. Eine ganz besonders tolle und teure, weil italienisches Design und Designklassiker ist bald direkt nebenan – zum Gucken und Inspirieren schön, zum Kaufen unmöglich! Leider sind Design-Möbel oder -Klassiker noch unerschwinglicher als bei uns wegen Export und Co. Ein Kartell-Stuhl kostet beispielsweise das Vierfache. Aber der findige Brasilianer hat trotzdem eine Lösung parat und kopiert einfach. Diese Möbel stehen dann eine Straße weiter oder im brasilianischen IKEA – sprich ETNA. pe

UMZUG

Noch 1x im Torre schlafen und dann gehts los ins neue Haus, das jetzt für die nächsten Jahre unsere Bleibe in São Paulo sein wird. Da wir noch keine funktionierende Internetverbindung haben, geschweige denn Telefon, ist die Kommunikation jetzt vorerst on hold – mal schaun, ob wir zwischendurch funken können. Als dann bis bald pe

FLEXA

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Da simmer wieder! Seit Samstag letzter Woche wohnen wir in einem zauberhaften Haus (mit übrigens ordentlich Platz für Gäste!) in Jardim Paulistano – quasi ein paar Kilometer um die Ecke des lustigen Torre de Siena. Der Abschied von dort ist uns nicht schwergefallen – zwei Fuhren mit dem Auto und die Sache war erledigt. Schon erstaunlich, was sich in so kurzer Zeit alles ansammelt???

Die Ankunft im Haus war hingegen schon eher etwas problematisch, da diverse „Spezialisten“ alles von oben nach unten gekehrt hatten – Renovierung nennt man das wohl. Eigentlich war abgemacht, dass zumindest die obere Etage in „gutem“ Zustand übergeben wird, aber guter Zustand ist ja Auslegungssache. Jedenfalls sah’s aus wie Sau und Jo und ich haben erstmal nur geschrubbt, um irgendwie dort wohnen zu können. Zwischenzeitlich hatte ein Gärtner, der den Auftrag hatte, die Pflanzen aus ihrem Urwalddasein zu befreien, so beherzt mit der Heckenschere zugelangt, dass ein Baum fast komplett nach nebenan gefallen ist. So haben wir dann auch die Nachbarn zügig kennengerlernt.

Aber alles in allem ist der Einzug gut verlaufen. Seit heute haben wir wieder Internet und Telefon und fangen an, uns hier einzuleben. Und die Umgebung zu erkunden.

Die Gegend ist anders, etwas extremer und wir wohnen mittenmang. Links herum landet man im Trubel aus Menschen, Büros, Traffic, kleinen Läden sowie Shoppings und Imbissstuben – rechts herum wirds nobel, ruhig und stark bewacht. Demzufolge hatten wir links rum das widerlichste Essen in unserer gesamten Zeit hier – Durchfallattacke inklusive – und rechts rum auf der Suche nach einer gemütlichen, kleinen und günstigen Kneipe das bisher beste … und teuerste 😉 pe

 

CONTAINER „JETZT“

São Paulo / 04.11.09 / 9.00h / Vor einem Jahr zur gleichen Zeit ging uns der Hut, da wir auf dem Weg zum Standesamt waren. Nun geht er, weil der Container kommt! Irgendwie scheinen wir den 4ten im Abonnement zu haben?! 😉 Donisätschi (mdl.), der Sicherheitsbeauftragte, Parkticketverteiler und eigentlich die gute Seele der Straße, hatte schon früh morgens 4 Parkplätze freigehalten, so dass der LKW zackig einparken konnte.

Auweia, da isser! Eine lange Reise um die halbe Welt hat er hinter sich – knapp 4 Monate war er nun unterwegs – von Köln nach Bremen, dort zwischengelagert, dann nach Antwerpen, über den Atlantik in den Hafen von Santos, dort auf den Lkw nach São Paulo. Und jetzt steht er wieder vor unserem Haus! Mit unseren Sachen drin!

Hoffentlich ist alles heil! Hoffentlich sind keine Fische drin! Hoffentlich …! Hatte mal richtig heftig Herzklopfen und mir war ein bißchen schlecht! 😉

Die Plombe wurde aufgeknackt, die Tür entriegelt und aufgeschoben: Keine Fische (noch nicht mal die silbrigen)! Kein Moder! Kein Vandalismus der Zollbehörde! Und das Entladen war eine entspannte Sache von 1, 5 Stunden – zumindest für mich, da ich als Packlistenchefin schick die Herren nebst Kisten auf die verschiedenen Zimmer deligieren konnte!

Und dann durften wir auspacken und das war wirklich wie Weihnachten. An einige Sachen konnten wir uns gar nicht mehr erinnern. Manches hätten wir besser in Deutschland gelassen, anderes ist jetzt Gold wert! Endlich wieder ein scharfes Messer! Richtige Teller! Ein Sofa – nicht mehr auf dem Teppich sitzen! Ein richtiges, breites Bett!

Bücher!  Klamotten – wobei ich die warmen jetzt wirklich nicht mehr brauche 😉 Ach ganz toll!

Der Umzug war zwar ein riesen Heckmeck und wahrscheinlich würden wir es nicht noch einmal so machen. Aber jetzt, wo die Sachen da sind, ist es ein irre schönes Gefühl! Eben ein richtiges Zuhause! Und irgendwie merkwürdig, dass die Sachen, die wir das letzte Mal in Köln vor 4 Monaten gesehen haben, jetzt „auf einmal“ in Brasilien sind! pe