FAVELARÄUMUNG

Wir haben gerade erst erfahren, dass gestern morgen im Süden São Paulos eine Favela geräumt wurde. Über 1000 Menschen ohne Bleibe und ohne Aussicht auf eine. Da kommt mir mein Artikel über die Appartements wie eine Farce vor.

Das sind Kontraste, mit denen wir hier täglich zu tun haben und es ist schwer, damit umzugehen. Viele sagen, man gewöhnt sich daran. Ich glaube, man blendet es irgendwann aus. Am Sonntag sind wir mitten im Centro an einer belebten Straßenecke vorbeigekommen, wo ca 30 Menschen – Männer, Frauen und Kinder wohnen – auf Decken, Kartons und allem, was ein wenig warm hält. Armut gibt es auch in Deutschland. Aber das was wir hier sehen, ist damit nicht zu vergleichen. pe

4 Gedanken zu „FAVELARÄUMUNG

  • 26. August 2009 um 4:10
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    Wie grauenhaft !
    Wo bleiben denn die Leute jetzt ?
    Mir fällt bei solchen Berichten immer ein, auf welch hohem Niveau wir alle jammern…..
    B.

  • 26. August 2009 um 5:22
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    Diesen Zwiespalt muss man wohl akzeptieren, wenn man dort lebt – Ihr lernt das wirkliche Brasilien kennen, mit all seinen Schönheiten und auch Schrecklichkeiten. Aber ist es nicht auch eigentlich das, was man in der Ferne sucht? Seinem kleinen Horizont zu entfliehen, über den Tellerrand zu schauen, das eigene Leben, das Gewohnte neu einzuordnen? Auch wenn es sicherlich oft seelisch hart ist? Die Welt neu zu sehen? Und vielleicht sogar – wie H&H sagt – das eigene Jammern über Bord zu werfen? Und gegen solche Zustände, wenn auch nur mit ungenügenden Mitteln, wenigstens im Kleinen zu kämpfen? Ein Land wie Brasilien verändert, da bin ich mir ganz sicher…

  • 26. August 2009 um 8:42
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    Was auf der einenSeite aufgebrochen wird, formiert sich woanders neu. Die Menschen werden sich auf andere Favelas verteilen, es werden wieder Neue entstehen und es bleibt die Straße. Im Centro gibt es sogenannte vertikale Favelas – also besetzte Hochhäuser – siehe Bildarchiv.

    Ein Kollege von Jo meinte: „Sorgst du dafür, dass jemand einen Raum bekommt, wird er ihn warscheinlich an drei Familien untervermieten und weiter auf der Straße leben.“ Die Gesellschaft hier tickt anders und wir sind gerade am Anfang, das wahrzunehmen.

    D‘accord Anne!

  • 29. August 2009 um 11:30
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    Schizophrene Welt…Eigentum verpflichtet. So heißt es zumindest bei uns. Ob sich so etwas nur in den Armenvierteln Brasiliens abspielen kann, darf bezweifelt werden. Wenn die Wirtschaft in Deutschland noch etwas deutlicher auf Talfahrt steht, dann könnte so etwas auch den Germans bevorstehen.
    Seltsam ist doch, dass dieses Busunternehmen auf eine Räumung beharrt, ohne dass es eine Art Sozialplan für die dort illegal lebenden Menschen gibt.
    Not really funny!
    Hoffe, dass Brasilien ansonsten viele schöne Seiten hat.
    Die Fotos lassen einiges erahnen.
    All the best
    Pat

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